Sich nach Jahren der Unabhängigkeit wieder über ein solches Thema Gedanken zu machen ist irgendwie merkwürdig. Schon allein weil ich es nie für möglich gehalten hätte, dass...
ich mich je wieder derart an einen Menschen binden würde...
ich die Sache schon zweimal ausprobiert habe und jedes Mal kläglich gescheitert bin...
ich den Gedanken der Zugehörigkeit je wieder attraktiv finden würde...
Ich spreche vom heiraten!
Es war vom ersten Abend an irgendwie ein "Running- Gag". Warum können wir beide heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Der 11. 11. 2011. Ein Witz an sich weil Leute, die dieses Datum favorisieren sich schon zum Zeitpunkt unseres Kennenlernens Anfang April letzten Jahres bei den Standesämtern angemeldet haben sollten und es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch getan haben. Wir nicht! Denn wenn man sich den ersten Kuß gibt, denkt man nicht an sowas! Und das Datum ist ja sowas von abgefrühstückt, weil es schon zu viele tun, wodurch es seinen Platz in der Liste der Top Ten der ungewöhnlichsten Daten schon verliert.
Doch seither ist die Ehe ein immer wiederkehrendes Gesprächsthema und ich merke durchaus, dass er immer wieder versucht, sich durch geschicktes Fragen eine Zustimmung zu erschleichen. Nur die alles entscheidende, ultimative Frage kommt nicht.
Noch vor ein paar Wochen hätte ich nicht mal gewußt, ob ich sie wirklich hören will, denn wenn man von der Fülle der gemachten Erfahrungen ausgeht, könnte man behaupten, dass ich das nicht kann. Also nicht das heiraten, das kann Jeder, aber die Ehe. Denn ich hänge noch der Vorstellung nach, dass es schon für immer sein soll, wenn ich mich für einen solchen Schritt entscheide und "für immer" ist eine verdammt lange Zeit, auch wenn man schon über 40 ist.
Vielleicht will er aus genau diesem Grund die Frage auch nicht stellen. Einfach weil es mehr bedeutet als ein Strohfeuer, dass auch durch die Tatsache, dass man zusammenlebt nicht unbedingt mehr sein muß, als eben genau das. Zumal die Entscheidung zusammen zu ziehen relativ schnell Gestalt annahm. Und obwohl es gut funktioniert, sofern man das bei aller Betrachtung der unterschiedlichen Charaktere behaupten kann, heißt es nicht, dass es nicht schon morgen aus irgendwelchen Gründen vorbei sein kann.
Nicht dass hier etwas falsch verstanden sein will; ich denke nicht, dass die Ehe irgendwelche Garantien beinhaltet. Dessen wurde ich schon belehrt, aber man sollte sich schon sehr sicher sein, bevor man den amtlichen Stempel einholt.
Sicher bin ich mir nur in einer Sache: Er ist der Mann bei dem es mir nicht schaudert bei der Vorstellung noch in 20 Jahren auf dem Gleichen Sofa dabei zuzusehen wie er sich die Fußnägel schneidet. Merkwürdigerweise, denn bisher hat eine solche Szenerie in meiner Fantasie keinen Platz gehabt.
Ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Bedürfnis zu Jemandem zu gehören und das mehr, als nur Lebensabschnittsgefährtin zu sein.
Ich überlege schon, ob es mir so wichtig ist gefragt zu werden. Ob der hochromantische Gedanke eines kniefälligen Antrags das non plus Ultra darstellt.
Ich mache mir Gedanken, ob ich ihm, auch auf die Dauer vieler Jahre hin gerecht werden kann und ich wäre wahrscheinlich sogar bereit zu warten, wenn er noch nicht soweit ist, selbst wenn es mir nicht wirklich gefallen würde.
Und trotzdem stelle ich die Frage auch nicht, denn ich habe ein wenig Angst vor der "falschen " Antwort. Vielleicht der einzige Grund warum wir zögern aus dem Spaß ernst werden zu lassen.
Komischer Thread, finde ich selbt, aber es spiegelt haargenau die Ambivalenz wieder die sich momentan in meiner Gefühlswelt breitmacht...