Für mich bedeutet ein Gedicht, dass es sich reimt und vom Klang und der Aussprache her stimmt.
Für mich nicht, denn dann müsste ich mir neue Lieblingsgedichte suchen. Ich mag nur wenige gereimte Gedichte, viele meiner Lieblingsgedichte reimen sich nicht, zum Beispiel die Werke von Erich Fried, einige davon sind hier zu finden:
http://ingajanzen.blogspot.com/search/label/Erich%20Fried
Sie reimen sich nicht, dennoch sind sie Gedichte, zumindest für mich. Letztendlich unterscheidet sich Lyrik von Prosa hauptsächlich durch die äußere Form, eben der Aufbau in Versen, die zwar eine gewisse Melodie, einen gewissen Klang, in meinen Augen aber keinen Reim haben müssen.
Ansonsten wären wie gesagt die meisten meiner liebsten Gedichte keine Gedichte, und auch meine eigenen Werke wären dann wohl keine, wobei mir das im Prinzio egal wäre, dann wären es eben nur Gedanken, die in untereinander geschriebenen Zeilen, manchmal auch mit Leerzeilen dazwischen, zu Papier gebracht worden wären.
Letztendlich ist die Kunst frei, auch die Lyrik sollte es sein, und da muss ein Gedicht in meinen Augen nicht an Reime oder bestimmte Vorgaben, was das Versmaß angeht, geknüpft sein. Durch das Setzen von Zeilenumbrüchen an bestimmten Stellen kann man Worten einen bestimmten Ton verleihen, viele Lyriker tun dies auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
Für mich definiert sich ein Gedicht also durch die äußere Form. Ich habe überlegt, ob es noch andere Kriterien gibt, habe aber alle verworfen. Erst dachte ich ein Gedicht erzählt keine abgeschlossene Geschichte, aber solche Gedichte gibt es ja auch. Also bleibt nur das untereinander schreiben einzelner Fragmente (und eventuell noch die Unterteilung in einzelne Verse) als Definition, zumindest für mich ganz persönlich.
Und wenn ich selbst schreibe, wähle ich die Form die instinktiv am besten passt, weil ich aus mir selbst heraus schreibe. Ob das Ergebnis dann ein Gedicht ist oder sonst etwas ist im Prinzip egal. Wenn ich hier etwas davon veröffentlichen wollte, was ich ja auch bereits einmal getan habe, würde ich anhand der äußeren Form entscheiden, ob es in die Gedichte-Rubrik passt oder nicht.