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Octo

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1

Freitag, 6. Juli 2012, 21:02

War das jetzt überraschend - oder nicht?

Da wird jemand wegen Fälschung von Beweisen unter dem Druck der Öffentlichkeit zu einer Haftstrafe verknackt - aber bekommt sie Aufgrund eines früheren Erlasses unterlassen. Den Prozess wegen der illegalen Verschleppung & Körperverletzung schaffte man so lange zu verschleppen bis die Kiste verjährt war. http://www.taz.de/Faelschung-von-Beweise…-Gipfel/!96850/

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern: den ganzen Tag ging das Gerücht um, über das Lager oben an der Autobahn, in dem gefoltert werden würde. Angesichts der Gewalt die wir auf der Straße zu sehen bekamen erschien das mehr als nur plausibel dass so etwas passieren würde, erschreckenderweise löste dieses Gerücht wenig Verwunderung aus, nur pure Angst. Und es wurde ja später auch bestätigt das dies so stimmte.

Abends als die Schule überfallen wurde waren wir auf dem Heimweg, jeder wollte nur noch raus aus dieser verdammten Kampfzone - wir sahen den Heli der nicht so weit weg von uns über einem Gebäude kreiste und dieses von oben ausleuchtete, was dort gerade geschah wussten wir nicht. Aber man war irgendwann so drauf dass man eh mit allem rechnete; vorstellbar war so ziemlich alles. Die erste Pause auf der Rückfahrt legten wir erst auf dem Rasthof bei Bellinzona ein. Und dort sahen wir dann die Bilder von den blutverschmierten Heizkörpern und Treppen, und hatten damit eine Vorstellung was noch so alles geschehen war.

Was man in diesen Tagen in Genua an Staatsterror erleben musste glaubte einem in den Tagen danach niemand. Bis die bürgerlichen Medien dazu übergingen die Ereignisse nicht mehr zu leugnen dauerte es noch ungefähr drei Tage. Ab dem Moment fiel dann auf einmal auch die latent vorhandene Angst ab die man mit "vielleicht holen sie mich morgen" am besten beschreiben könnte. Nach dem Erlebten & den ganzen Bildern im Kopf erschien dass alles nicht unrealistisch.

Witzigerweise beschäftigten diese "Vorfälle" später dennoch mal die Gerichte, so richtig glaubte selbst daran niemand. Aber ok, mit absehbarem Ergebniss: wundern tut mich alles das nicht wirklich, aber es fühlt sich schon komisch an. Immerhin kann ich drüber schreiben - das ist schon ein ziemlicher Gewinn :)

Der Plan in der Diaz-Schule zu pennen & dann in den Urlaub nach Spanien weiterzufahren hatte ich aufgegeben als sich abzeichnete dass man Tote generieren wolle, bzw. "mit Toten rechnete". Hätte ich das heute nicht getan wäre die letzten 11 Jahre meines Lebens sicher anders verlaufen. Daran musste gerade denken.

avenZia

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2

Freitag, 6. Juli 2012, 22:59

Furchtbar was dort damals geschehen ist- furchtbar das so etwas überhaupt geschieht.
Gott sei Dank hast du richtig entschieden und bist nicht dort geblieben.
Unterwerfung ist das höchste Maß der Leidenschaft. Geboren aus der Liebe,
entstanden aus dem Vertrauen, erblüht sie im Einklang mit Demut, Gehorsam und Respekt...dem gegenüber, der die ihm zu Füssen gelegte Seele auf Händen trägt.
(unbekannt)


Octo

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3

Sonntag, 22. Juli 2012, 02:31

Ja, also die Situation vor zwei Wochen war die das mich das in dem Moment in dem ich das las doch irgendwie getroffen hatte. Damit dass ich dann darüber geschrieben hatte wars ok & abgelegt.

Beim Blick auf das Telefon wurde mir gerade bewusst was für ein Tag heute ist. Genau zu dem Zeitpunkt, vor 11 Jahren saßen wir im Bus zurück nach D.land & ich kann mich noch verdammt gut daran erinnern, auch noch daran was ich dachte/fühlte/von der Zukunft erwartete & daran dass ich endlich dieses verdammte brennede Gift von meinem Körper bekommen wollte. Aber es macht mir gerade nichts mehr aus - das ist der erste Jahrestag dieser Ereignisse der mich in keinster Weise mehr belastet ^^ Früher wäre/bin ich damit an dem Tag alleine zu sein nicht klar gekommen.

OK, vielleicht ist dass auch Tatsache geschuldet dass ich gerade anderweitig am Rad drehe - ich bin übermüdet/überarbeitet/sitze gerade noch im Büro - aber wie auch immer: es ist gut so! :)

cat

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Sonntag, 22. Juli 2012, 09:15

Boah Octo, da hast du ganz schön was erlebt... Gut, dass du es nun scheinbar einigermaßen verarbeitet hast!

Und ja, es ist schlimm, dass die verantwortlichen durch irgendwelche Erlässe nicht zur Rechenschaft gezogen werden und sogar noch 11 Jahre lang ihre Karriere ausbauen konnten! Auch, dass Dokumentenfälschung schwerer wiegt als willkürliche Verhaftung und Körperverletzung ist schockierend, aber leider nichts neues :(

LG, =CaT=

:katze:
Es wäre dumm sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum. (M.Aurelius)

Octo

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5

Montag, 3. September 2012, 01:35

Ich war vor zwei Wochen für in Wochenende in Italien & war ziemlich baff ein Filmplakat zu sehen: http://www.diazilfilm.it/.

Auf http://www.filmstarts.de/kritiken/201913/kritik.html heisst es dazu: »Inszenatorisch wirkt Daniele Vicaris Genua-Thriller wie aus einem Guss und gemahnt so an die Großtaten Costa-Gavras' („Z"), eines Schutzheiligen des 70er-Politkinos. Besonders sein Klassiker „Der unsichtbare Aufstand" hallt hier nach. Anstatt mit didaktischen Mitteln eine belehrende Botschaft in komplizierten Gleichnissen und trockener Aufmachung zu verkünden, setzt Vicari von Anfang an auf hohes Tempo und eine wirkmächtige, nie aber überästhetisierte Bildsprache
[...]
Beschönigt wird nichts, zum Folterporno verkommt „Diaz" dabei aber wohlbemerkt nie. Nach einer halben Stunde Dauerbeschuss gönnt Vicari seinem Publikum eine kurze Verschnaufpause, bevor er sich den grausigen Geschehnissen in der Bolzaneto-Kaserne widmet. Der dort herrschende Horror mag manchem Betrachter übertrieben scheinen – wer jedoch ein wenig über den Tatbestand unterrichtet ist und etwa die sehr gelungene WDR-Dokumentation „Gipfelstürmer" gesehen hat, weiß, dass selbst diese Szenen eher geschönt als übertrieben ausfallen. Die Darstellung des nackten, staatstragenden Terrors stellt in ihrer Wirkung viele Horrorfilme in den Schatten und lässt ihr Publikum verstört und sprachlos zurück.
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In einem anderen Artikel wird der Film dagegen ziemlich verissen: »Das strittige Gewaltexposé, das sich selbst als Pamphlet gegen die massive Brutalität und psychische und physische Folter der Insassen des Social Media Forums, das legal im Komplex der Diaz-Pascoli-Schule angesiedelt war, versteht, thematisiert die ausufernde Polizeigewalt und Staatswillkür gegen Demonstranten und Unbeteiligte während des G8-Gipfels im Jahre 2001 in Genua. [...]
Den Opfern zollt Daniele Vicari aber nicht einmal genügend Respekt, um sie zu Charakteren zu machen. Rund ein Dutzend Protagonisten haben etwa genauso viele Sätze zu sagen. Die persönlichen Motive für ihr politisches Engagement, Art und Ziele ihrer Bewegung und wer von ihnen dieser überhaupt angehört, bleiben so vage wie ihr privater Hintergrund. Einzelpersonen versinken im Gesamtbild eines durch Dreadlocks, Tattoos und Grunge-Look gekennzeichneten Kollektivs ohne organisatorische Struktur und konkrete Ausrichtung.
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Fazit: Der politische Kontext vor dem das ganze damals stattfand wird offensichtlich nicht behandelt, andernfalls könnte bzw. dürfte man wohl auch keinen Film drüber drehen. Denn der Hintergrund: also das im Zweifelsfall eben genau so die Antwort des bürgerlichen Staates auf eine erfolgreiche antikapitalistische Protestbewegung aussieht, ist dazu einfach zu krass. So kommt der Gewaltexzess in der Darstellung wohl eher als Betriebsunfall und Machwerk einzelner Psychopathen rüber und nicht als das was er war.

Vielleicht läuft der Streifen ja irgendwo und es möchte ihn sich jemand antun. Die erwähnte WDR-Doku "Gipfelstürmer" soll übrigens recht gut sein (ich hab sie mir nie ansehen können), wer diese sehen möchte kann dies hier (<- youtube) tun.