Sie sind nicht angemeldet.

Chat

LinkList

Manfred57

spankender Untoter

  • »Manfred57« ist männlich
  • »Manfred57« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 534

Registrierungsdatum: 10. Juli 2008

Wohnort: Brunsbüttel

Beruf: Immobilienkaufmann

Neigung: aktiv

Familienstand: Verwitwet

  • Nachricht senden

1

Dienstag, 26. November 2013, 15:37

Gedenken

Buer Brumm.

Es ist wieder die Zeit gekommen in der wir an der wir an unseren verstorbenen Verwandten und Freunde denken, Menschen die uns eine Zeit unseres Lebens begleitet oder die uns was bedeutet haben. Die Grabpflege ist schon seit ein par Wochen erledigt. Gestern habe ich wie jedes Jahr, einem alten Friedhof in einem kleinen Ort im Südoldenburgischen einen Besuch abgestattet. Dort habe ich wie jedes Jahr an einem Grab drei Rosen abgelegt. Eigentlich ist es kein Grab mehr, denn der Teil des Friedhofes wird schon sehr lange nicht mehr genutzt und er verwildert seit Jahren. Nur an dem Rosenstrauch, der sich gegen die Holunderbüsche durchsetzt und jedes Jahr wieder neu blüht, ist dieses alte Grab noch zu erkennen. Der Rosenstrauch, den ich vor gut 40 Jahren dort gepflanzt habe. Für zwei ganz besondere Menschen, mit denen ich nicht verwandt bin, die mir aber viele Jahre lieb und wichtig waren. Zwei Menschen, die ich als Kind liebgewonnen habe und die ich nie vergessen werde.

Das kleine Dorf in dem ich aufgewachsen bin, war ein Dorf, von denen es in Deutschland sehr viele gab. Im Grunde waren sie alle gleich. Eine Kirche, eine Schule, ein Bäcker, ein Schuster, ein Schmied und ein Dorfkrug. Ein par Handwerkerhäuser und einige Bauern. Die Bauern waren in dem Dorf sehr geachtet und sie bestimmten auch das Kulturelle Leben im Dorf. Sie waren uns Kindern gegenüber immer freundlich und aufgeschlossen. Wenn wir auf dem Weg von und zur Schule an ihren Feldern vorbeikamen winkten sie uns immer freundlich zu. Ab und zu durften wir auch ein Stück auf dem Pferdewagen mitfahren. Nur ein Bauer viel aus der Rolle. Wir nannten ihn Buer Brumm. Buer Brumm bewirtschaftete einen kleinen Aussiedlerhof im Moor. Als neu angesiedelter Bauer mußte er an Land nehmen, was übrig war und die anderen Bauern nicht mehr haben wollten. Es war ein schlechtes Land mit wenig Ertrag. Einer seiner Äcker lag direkt an der Dorfstraße. Auf dem Schulweg mußten wir immer daran vorbei. Wir fürchteten uns ein wenig vor dem stillen alten Mann. Keiner von uns Kindern hatte ihn jemals sprechen gehört.

Wir sahen ihn jedes Jahr, wenn er den kleinen Acker pflügt. Mit seinem schwarzbraunen Pferd. Bei jedem Schritt nickte sein Pferd mit dem Kopf und er tat das selbe. Auch er nickte hinter dem Pflug bei jedem Schritt mit dem Kopf. Dabei hörte man stets ein gequältes Brummen. Der Mann war uns unheimlich und wir beeilten uns so schnell wie möglich an dem Feld vorbei zu kommen. An einem schönen warmen Herbsttag kam ich später von der Schule, weil ich Torfdienst hatte. Es wurde der Torf für den Winter für die Schule geliefert. Einige von uns Schülern wurden dann ausgelobt, diesen Torf in den Schuppen zu tragen. Es war schon später Nachmittag, als ich an dem Acker von Buer Brumm vorbei kam. Sein Pferd stand am Rand des Ackers mit angeschirrtem Pflug. Nur von Buer Brumm war nichts zu sehen. Das Pferd sah anders aus als die Pferde der anderen Bauern. Es war größer und nicht so dick und Stämmig wie die anderen Ackerpferde. Auch trug es ein anders Geschirr. Die Riemen waren über der Brust des Pferdes gekreuzt und trug in der Mitte eine Art WappenBuer Brumm war nicht zu sehen und so wurde ich mutig und ging näher an das Pferd heran um mir das Wappen zu betrachten. Es zeigte einen Vogel mit einer goldenen Krone.

Im Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht, das Buer Brumm hinter mir stand. Ich bekam einen gehörigen Schrecken als ich ihn sah. Zum Weglaufen war es zu spät. Ich blieb also wie angewurzelt stehen und sah in sein von Sonne und Wind gegerbtes Gesicht. Ich glaube ich sah in dem Moment aus, wie das Kaninchen, das die Schlange erblickt. Ich sah bereits mein Ende gekommen, als sich sein Gesicht plötzlich aufhellte und mich aus der Lederhaut zwei helle blaue Augen ansahen. Die Augen strahlten eine derartige Güte und Freundlichkeit aus, das mir wieder wohler wurde, und ich ihn schon fast nett fand. Das ist mein Familienwappen meinte er. Es stellt den Wachtelkönig dar. Komm und setz dich zu mir, dann erzähle ich dir davon. Wir setzten und an den Knick. Er holte einen Apfel aus der Tasche und teilte ihn mit dem Messer. Eine Hälfte reichte er mir und begann zu erzählen. Er Stammt aus Schlesien und hat dort ein Gut besessen. Sein Sohn, das einzige Kind ist im Krieg gefallen. Sie mußten nach dem Krieg alles zurücklassen. Nur sein geliebtes Pferd und seinen Kutschwagen konnte er mitnehmen. Nun lebt er mit seiner Frau in dem Aussiedlerhof im Moor. Wenn ich den Kutschwagen mal sehen möchte, könne ich ihn ja mal besuchen. Am Freitag darauf ging ich dann zum Aussiedlerhof. Er saß mit seiner Frau Auf einer Bank vor dem Haus und haspelten Wolle. Als er mich sah, kam er mir entgegen und führte mich zu seiner Frau. Siehst du Hermine sagte er, wir haben endlich mal wieder Besuch. Hermine holte Streuselkuchen aus den Haus. Goß uns Fliedersekt ein und wir begannen zu essen. Anschließend zeigte er mir den Kutschwagen. Er war schwarz mit roten und goldenen Verzierungen. Es sah aus, als wenn jeden Moment eine Prinzessin aus dem Kutschwagen steigen könnte.

Von da an besuchte ich Buer Brumm und Frau sehr oft und half ihnen so oft ich konnte bei der Ernte und bei der Arbeit auf dem Hof. Es waren so liebe und ehrliche Menschen und ihr4e menschliche Wärme beeindruckte mich immer mehr. Wir wurden dicke freunde. Auch als ich erwachsen wurde und ich zum Militär mußte brach der Kontakt nicht ab. Inzwischen bearbeiteten sie den Hof nicht mehr. Sie wohnten dort nur noch und bauten das an was sie zum Leben brauchen. Inzwischen arbeitete ich in einem Galvanisierbetrieb. Dort verführte mich meine Chefin zum SM. Sie verlangte immer härtere Sachen. Es endete damit, das ich sie bei Nacht verließ. Ich nahm das Geld aus einer kleinen Erbschaft und fuhr zu Buer Brumm. Ich Wollte mich von den beiden verabschieden, denn ich musste erst mal so weit wie möglich weg. Beim Abschied gab er mir ein schon vergilbtes Foto von den Beiden. Ich versprach sobald ich wieder zurück bin mich zu melden.

Ich ahnte nicht, das mich meine Reise durch ganz Afrika und Asien hetzen würde, bevor ich wieder bereit war zurück zu fahren. Es dauerte gut 2 Jahre. Wieder zurück ordnete ich alles nötige, besorgte mir eine Wohnung und fuhr in mein Heimatdorf um meine Freunde zu besuchen. Schon als ich die lange Auffahrt zum Hof befuhr sah ich, das hier niemand mehr wohnte. Auch pflügte ein anderer Bauer das dem Hof angrenzende Feld. Als er mich sah, stieg er vom Trecker und fragte was ich dort wolle. Ich stellte mich vor und sagte das ich lange im Ausland war und die Familie hier besuchen wollte. De legt opn Friedhoff. De sin letz Johr dot blewn. Setzte sich wieder auf den Trecker und pflügte weiter. Ich war erschüttert. Der Pastor zeigte mir das Grab und vergass auch nicht zu erwähnen, das noch Gebühren von der Beerdigung zu zahlen wären. Ich versprach die Gebühren zu übernehmen und fragte, warum das Grab so ungepflegt ist. Er zuckte nur mit den Schultern und ging.

Von da an wurde das Grab von mir gepflegt. Ich fuhr noch einmal zu dem Aussiedlerhof und grub eine von den verwilderten Rosen aus, die Hermine so geliebt hat, die Pflanzte ich ihnen auf das Grab. In der Scheune fand ich das schon halb vergammelte Zaumzeug. Das Wappen nahm ich vorsichtig ab und befestigte es auf dem Grabstein. Nach 20 Jahren wurde der Teil des Friedhofs auf dem sich das Grab befand geschlossen. Das Grab pflegte ich trotzdem noch solange, bis es mir untersagt wurde. Danach fuhr ich aber trotzdem jedes Jahr im November zum Grab um einen kleinen Strauß Rosen dort abzulegen. Wenn ich dann am Grab stehe und in den Rosenbusch sehe, ist es so als wenn ich den Beiden in ihr gütiges Gesicht sehe und ich meine ihre Stimme zu hören.

Ich werde dieses Grab bis an mein Ende besuchen. Freundschaft ist stärker als der Tot.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.

miri

subDominante

  • »miri« ist weiblich

Beiträge: 31 414

Registrierungsdatum: 17. Juni 2007

Wohnort: frankfurt

Neigung: passiv

Familienstand: Spielepartnerschaft

  • Nachricht senden

2

Dienstag, 26. November 2013, 16:18

und wieder einmal hast du mein herz erwärmt. vielen lieben dank dafür :arms:
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein

Obiwan

Examinierter Wellness Spanker

  • »Obiwan« ist männlich

Beiträge: 2 886

Registrierungsdatum: 23. August 2009

Wohnort: Rottweil

Beruf: unterbezahltes Universalgenie

Neigung: aktiv

Familienstand: feste Partnerschaft

  • Nachricht senden

3

Dienstag, 26. November 2013, 18:35

Aus deiner Erzählung kann man einiges lernen - gefällt mir sehr gut. :8:
Unser Oasenmitglied Obiwan (*22.02.1967) ist am 12.02.2016 verstorben.
Das Oasenteam

joeCool

Auflockerungsbeauftragter

  • »joeCool« ist männlich

Beiträge: 5 854

Registrierungsdatum: 20. Juni 2007

Wohnort: Velbert (NRW)

Beruf: leidender Angestellter

Neigung: switch

Familienstand: Verheiratet

  • Nachricht senden

4

Dienstag, 26. November 2013, 18:53

Wieder sehr schön erzählt Manfred. :8:

Merk schon mal meine Vorbestellung vor, wenn das als Buch rauskommt. :)
Immer noch werden Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien.
Irgendwer ist immer der Böse im Land
und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand,
in die heiligen Kriege ziehen.

Konstantin Wecker

Lucky

klein aber oho :o)

  • »Lucky« ist weiblich

Beiträge: 27 727

Registrierungsdatum: 13. März 2010

Neigung: switch

Familienstand: Verheiratet

  • Nachricht senden

5

Dienstag, 26. November 2013, 21:21

ich kann mich meinen Vorpostern nur anschließen, sehr schön geschrieben.. Danke das wir teilhaben durten.
Forumspsychologischer Dienst - Termine nach Absprache


Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen.
(Heinrich Heine)

Manfred57

spankender Untoter

  • »Manfred57« ist männlich
  • »Manfred57« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 534

Registrierungsdatum: 10. Juli 2008

Wohnort: Brunsbüttel

Beruf: Immobilienkaufmann

Neigung: aktiv

Familienstand: Verwitwet

  • Nachricht senden

6

Mittwoch, 27. November 2013, 14:43

Sehr gerne ihr Lieben. Danke
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.

Randy

Der Partynator

  • »Randy« ist männlich

Beiträge: 2 910

Registrierungsdatum: 28. Juli 2008

Wohnort: Zeitlofs

Beruf: IT-Berater

Neigung: switch

Familienstand: Verheiratet

  • Nachricht senden

7

Freitag, 29. November 2013, 21:24

Vor etwa einem Jahr war Ohlews Beisetzung.
Er war hier ein häufig gesehener User.
Unser Oasenmitglied Randy McCane (*08.07.1961) ist im Juli 2021 verstorben.
Das Oasenteam

der_Wolf

unregistriert

8

Freitag, 29. November 2013, 21:42

Wirklich schön. Das ist das Beste, das ich seit geraumer Zeit hier gelesen habe. :8:

9

Freitag, 29. November 2013, 22:35

Hallo Manfred57
Obwohl ich weder dich, noch das Ehepaar Brumm kenne, ging mir Deine Geschichte richtig nahe

jadzia

Klingonische Hummel

  • »jadzia« ist weiblich

Beiträge: 4 521

Registrierungsdatum: 16. November 2008

Wohnort: NRW aber im Herzen bleibe ich Fränkin

Beruf: HBL

Neigung: passiv

Familienstand: Verheiratet

  • Nachricht senden

10

Samstag, 30. November 2013, 05:49

Worte die das Herz berühren, nicht nur den Kopf.
Freunde sind die Familie die man sich aussucht

Ähnliche Themen