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der nordländer

Das Beste am Norden

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21

Donnerstag, 17. April 2008, 11:03

Völlig schockiert war ich im Februar 1990 bei einem Besuch in der Lausitz. Die Stimmung war damals noch gut, auf beiden Seiten und auf einem Polterabend, auf dem ich eingeladen war, habe ich mehr Stunden bei dem Wirt und seinen Leuten in der Küche verbracht, als auf der Feier selber...sehr zum Leidwesen meiner Frau. In den Gesprächen kam heraus, dass kurz vorher Politiker aus den gebrauchten Bundesländern dort waren um „Stimmung zu machen“! Ein FDP Fuzzi hatte den Leuten erzählt, was Arbeiter und Angestellte so im Westen verdienen würden...und alle möglichen Leute waren drauf und dran, überzusiedeln. Ich habe dann erst mal ein wenig aufklären müssen, was die Leute tatsächlich so verdienen...klar gab es auch damals schon regionale Unterschiede, was das Lohngefälle angeht...aber was der denen erzählt hatte war völlig aus der Luft gegriffen...und so wurde in der Zeit ziemlich viel Mist erzähl...angefangen bei den „blühenden Landschaften“! Ein wenig mehr Ehrlichkeit und Sachlichkeit hätte der Stimmung rund um die Wiedervereinigung wirklich gut getan...aber es ging ja um Wählerstimmen...klar das sich heute noch viele Leute ziemlich verarscht vorkommen!

Noch was anders...Nazis gibt es auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze...mir sind in Rostock nicht mehr Glatzen aufgefallen als in Emden...und auch in Verden und Delmenhorst versuchte diese Schergen Fuß zu fassen...das ist kein reines „ostdeutsches“ Problem...nicht mal ein rein deutsches...eher ein Europäisches!

Und was die Milliardenbeträge angeht, die „westdeutsche“ Kommunen abknapsen mussten um den „Osten“ auf die Beine zu helfen...das die Widervereinigung eine menge Geld kosten würde, dürfte allen klar gewesen sein! Trotz aller Versprecher einiger Politiker! Ohne Einschnitte konnte das nicht gehen...und das Geld wäre auch geflossen, wenn es nach dem Mauerfall zwei souveräne deutsche Saaten geben hätte!
Älter werden bedeutet für mich nicht unbedingt zu wissen was ich will.
Ich weiß aber immer mehr was ich auf keinen Fall mehr will!

22

Donnerstag, 17. April 2008, 11:06

@Martin

Diese Meinung haben viel, die ich nicht mit dir teile. Es ist schade, das auch die Mauer in den Köpfen nicht endlich abgerissen wird.
Was sollen unsere Kinder, die keine DDR mehr erlebt haben, denken wenn sie so ein Gerede hören. Wir hier die Westdeutschen und ihr darüben, ihr seit doch nur auf unser Geld aus.
Hallo aufwachen, wir sind ein Land, das hoffentlich nie wieder geteilt wird.
Wenn du allem glaubst, was du liest, tätest du besser daran, nicht zu lesen.

Autor: Mark Twain


Martin

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23

Donnerstag, 17. April 2008, 12:06

@uta

Mit diesen Beispielen wollte ich aufzeigen, welche Umstände mir es heute immer noch schwer machen. unbefangen diese "Wiedervereinigung" zu begrüßen. Mir ist natürlich auich klar, dass der Rechtsradikalismus seine Wurzeln in wirtschaftlicher und sozialer Not hat und er daher im Osten weit verbreiteter ist ( @nordi: die schweigende Mehrheit, die die Neonazis wählt, gibt es in der großen Anzahl nur im Osten). Trotzdem will ich so ehrlich sein zuzugeben, dass diese Umstände und auch der Geldstrom gen Osten meine Meinungsbildung nicht unerheblich beeinflußt.

Dies alles basiert darauf, dass es für mich immer zwei deutsche Staaten gegeben hat und das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes für mich eine politische Leerformel geboren aus der unmittelbaren Nachkriegszeit war. Aufgrund dieser Position hätte ich zB einen staatlichen Zusammenschluzss mit Niederländern, Franzosen oder anderen westeuröpäischen Ländern eher begrüßt, als mit der DDR.

Aber die gerade aufwachsende Generation erlebt nun als natürliche Gegebenheit ein ganz anderes Deutschland und das ist sicher auch gut so. Wir müssen die Realitäten akzeptieren und auf ihnen aufbauen.

Martin

caligula

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24

Donnerstag, 17. April 2008, 13:11

Hallo Martin,
Dir wäre also eine Vereinigung mit anderen westeuropäischen Staaten lieber gewesen. Das kann ich zwar nachvollziehen, aber die Vereinigung mit unseren europäischen Nachbarländern haben wir in der EU ja sowieso, soweit das zwischen unterschiedlichen Nationalstaaten möglich ist. Aber die EU bleibt auch auf unansehbare Zeit nun einmal ein Bündnis von Nationalstaaten. In diesem Rahmen haben sich eben auch die Deutschen wieder zusammengefunden. Natürlich: die Ostdeutschen hätten sich auch für einen separaten Staat entscheiden können, haben es aber nicht getan. Was ist daran schlecht und wieso redest Du ausschließlich negativ über eine eigentliche positive Sache: nämlich das Ende der letzten Diktatur auf deutschem Boden. Und das ist letztlich entscheidend, nicht die Frage, ob aus der Konkursmasse der DDR ein eigenständiger Staat oder Teil eines Gesamtdeutschen Staates wird.

Insofern bleibt bei Deinen Beiträgenl ein schaler Nachgeschmack. Du wirkst mit Deiner ausschließlich negativen Sicht wie jemand, über den die Zeit hinweggegangen ist und der mit den neuen Gegebenheiten nicht klarkommt. Schade, auch wenn wir oft nicht übereinstimmen: etwas mehr Flexibilität hätte ich Dir schon zugetraut.

miri

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25

Donnerstag, 17. April 2008, 13:25

weil meine verwandtschaft im osten lebt, gab es für mich schon immer nur ein-wenn auch geteiltes- deutschland. ich bin aufgewachsen mit den gedanken, dass es um uns besser bestellt ist, aber meine verwandten dafür lebenskünstler sind. die konnten aus nichts was tolles zaubern. eingesperrt erschienen sie mir(i) jedoch und freiheit ist mir(i) ein sehr hohes gut... dafür war es bei ihnen immer sehr behaglich und es gab auch modelle im sozialismus, die mich überzeugten. ich hatte also keine starke mauer im kopf, sah stärken und schwächen hier wie da...

was mich heute ärgert ist, dass sie dort nur am schimpfen sind. ich sehe nämlich schon vieles, was für sie objektiv besser läuft und bin mir(i) auch sicher, dass es für den westen wirtschaftlich rosiger aussähe, ohne wiedervereinigung. richtig finde ich die dennoch, denn wir sind eine familie, da wird der eine nicht darben gelassen und der andere lebt in saus und braus... aber zufriedenheit wünsche ich mir(i)...
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein

Jeansspanker

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26

Donnerstag, 17. April 2008, 13:52

Ich habe im Zeitraum 96 bis 99 ein recht viel Zeit in Berlin verbracht...

jetzt sagen alle- och Berlin... das hat mit "ehemaligem Osten" ja nichts zu tun...

Mir ist in dieser Zeit und auch später in Auslandsaufenthalten (wo recht viele "Ossis" tätig sind, weil die froh sind so wenigstens ein bischen Geld verdienen zu können - nein, das ist nicht meine erfundene Aussage, sondern der Grund den die meinsten von denen angeben warum sie es machen)
aufgefallen, das die Mauer zwischen Ossi´s und Wessi´s immer dann dargstellt wird- und zwar von beiden Seiten, wenn es aus irgendwelchen anderen Gründen zu Unstimmigkeiten gekommen ist.

Eigentlich sehr schade... einer meiner besten Freunde ist "Ossi" und es ist immer sehr interessant, wenn wir uns bei einem Gläschen Rotwein über die beiden deutschen Staaten unterhalten... übrigens, wir sind zu der Überzeugeung gekommen das es auf beiden Seiten gute wie auch schlechte Dinge gab. Hätte man sich damals vielleicht ein bischen mehr Zeit
für das Zusammenwachsen genommen, hätten vielleicht viel mehr gute Dinge beider Seiten zu einem gesamten zusammengeführt werden können und es hätten sich dann villeicht alle Bewohner unseres Landes sofort darin wiederfinden können...

Das Ost und West wirklich ein Staat wird und das nicht nur auf dem Papier sondern auch in den Köpfen der Menschen wird noch ein oder zwei Generationen dauern.

Aber wenn wir mal ehrlich sind- wir können doch eigentlich froh sein in einem Land wie diesem Leben zu dürfen...
In anderen Regionen dieser Welt würde man müde lächeln über uns, unsere Vorurteile gegenüber dem eigenen Volk und unseren Probleme...

andyhank

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27

Donnerstag, 17. April 2008, 16:14

Zumindest ist es schön, wenn wir hier im Forum vom "Wir" reden können und uns auch dementsprechend verhalten. :)

tiffany

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28

Donnerstag, 17. April 2008, 18:16

@andyhank
Nackig sind wir alle gleich. Zumindest fast. :D Ich mag keine Unterschiede machen, wenn es um Menschen geht. Darum gefällt mir dein kurzes Statement!
Es gab und gibt dusslige Wessis wie auch Ossis. Das gemeine Fußvolk hatte keinen Einfluß auf die politische Entwicklung, dafür waren die Politiker zuständig.
Darum kann ich es nicht nachvollziehen, warum immer noch gelegentlich gewisse Antipathie für die jeweils anderen herrscht. Das müsste doch nimmer sein.
Ich sollte mir die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhls zulegen,
der muss ja auch mit jedem Arsch klar kommen! (unbekannt)

caligula

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29

Donnerstag, 17. April 2008, 19:29

Zitat

Original von der nordländer
Völlig schockiert war ich im Februar 1990 bei einem Besuch in der Lausitz. Die Stimmung war damals noch gut, auf beiden Seiten und auf einem Polterabend, auf dem ich eingeladen war, habe ich mehr Stunden bei dem Wirt und seinen Leuten in der Küche verbracht, als auf der Feier selber...sehr zum Leidwesen meiner Frau. In den Gesprächen kam heraus, dass kurz vorher Politiker aus den gebrauchten Bundesländern dort waren um „Stimmung zu machen“! Ein FDP Fuzzi hatte den Leuten erzählt, was Arbeiter und Angestellte so im Westen verdienen würden...und alle möglichen Leute waren drauf und dran, überzusiedeln. Ich habe dann erst mal ein wenig aufklären müssen, was die Leute tatsächlich so verdienen...klar gab es auch damals schon regionale Unterschiede, was das Lohngefälle angeht...aber was der denen erzählt hatte war völlig aus der Luft gegriffen...und so wurde in der Zeit ziemlich viel Mist erzähl...angefangen bei den „blühenden Landschaften“! Ein wenig mehr Ehrlichkeit und Sachlichkeit hätte der Stimmung rund um die Wiedervereinigung wirklich gut getan...aber es ging ja um Wählerstimmen...klar das sich heute noch viele Leute ziemlich verarscht vorkommen!

Noch was anders...Nazis gibt es auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze...mir sind in Rostock nicht mehr Glatzen aufgefallen als in Emden...und auch in Verden und Delmenhorst versuchte diese Schergen Fuß zu fassen...das ist kein reines „ostdeutsches“ Problem...nicht mal ein rein deutsches...eher ein Europäisches!

Und was die Milliardenbeträge angeht, die „westdeutsche“ Kommunen abknapsen mussten um den „Osten“ auf die Beine zu helfen...das die Widervereinigung eine menge Geld kosten würde, dürfte allen klar gewesen sein! Trotz aller Versprecher einiger Politiker! Ohne Einschnitte konnte das nicht gehen...und das Geld wäre auch geflossen, wenn es nach dem Mauerfall zwei souveräne deutsche Saaten geben hätte!


Auch ich war in jenen Tagen (März 1990) in der Lausitz (in Cottbus), habe in einem Team mitgearbeitet, dass die letzten DDR-Volkskammerwahlen IT-technisch unterstützt hat. Es was ein gemischtes Team, zu gleichen Teilen aus Ost- wie aus Westdeutschen. Dadurch konnte ich den Wahlkampf unmittelbar vor Ort miterleben. Er lief schon sehr emotional ab. Natürlich gab es auch nachdenkliche Stimmen, auch in unserem Team. Leute, die zwar die Einheit wollten, sich aber durchaus der aufkommenden Schwierigkeiten bewusst waren. Aber die überwältigende Mehrzahl der Menschen hatte damals schlicht und einfach die Schnauze voll vom Sozialismus. Natürlich wurde vereinfacht und idealisiert, manchmal auch Mist erzählt, aber es gehört auch zur historischen Wahrheit, dass diese überwältigende Mehrheit keine DDR mehr wollte, auch keine reformierte DDR. Dieser Staat hatte einfach keine Basis mehr..
Natürlich gab es auch Erwartungen, die sich später einfach nicht erfüllen ließen, bezw. wurden solche Erwartungen von Politikern im Wahlkampf geschürt. Mir war damals schon klar, dass alles nicht mit der Portokasse zu bezahlen war. Dazu musste man nur mit offenen Augen durchs Land gehen, um zu sehen, wie heruntergewirtschaftet alles war. Aber abgesehen davon: die spätere Entwicklung in den 90er Jahren, bedingt durch die Globalisierung (insbesondere die anwachsende Arbeitslosigkeit) hatte damals noch niemand gesehen. Das sollte man der Fairness halber auch nicht verschweigen.

flagfan

unregistriert

30

Donnerstag, 17. April 2008, 19:56

Noch einer der in der Lausitz war.

Ich war von Oktober 1990 bis Oktober 1991 in Cottbus und Frankfurt/Oder.
Was mich dort am meisten beeindruckte, war der Optimismus der Leute. Ich hatte mich auch als Aufbauhelfer für die Sozialversicherung gemeldet um dieses geschichtliche Ereignis hautnah mit zu erleben. Ich wollte einfach dabei sein, und habe mich voll eingebracht.
Mit den Menschen dort habe ich im Umgang einfach (fast) nur positive Erfahrungen gemacht.
Wir waren von Nov. 1990 bis zum Jahresende in einem Hotel am Scharmützelsee bei Bad Saarow untergebracht, was vorher als Gästehaus der DDR Regierung diente.
Anfang Dez. 1990 habe ich in diesem Hotel ganz allein in einem Zimmer gesessen, wo vorher angeblich Honeckers Stellvertreter abstieg.
Die Vorstellung, an dessen Fernseher den Wahlabend gesehen zu haben, wo die alte Garde ihren endgülten Abschied nehmen musste, war beeindruckend.
Emotional war das irgendwie ergreifend.
Gerate grad ins Schwärmen über diese Zeit.
Ich könnte ein Buch drüber schreiben.

31

Donnerstag, 17. April 2008, 20:22

Zitat

Original von LauraLee
Allein, dass die ostdeutschen Bundesländer noch "neue Bundesländer" genannt werden, sagt doch schon vieles über die Mauer in den Köpfen der Leute.


Unmittelbar nach der Wende waren es eben neue Bundesländer. Etwas anderes steht nicht geschrieben. Weshalb Du hierbei eine Mauer in den Köpfen siehst, ist schon etwas schleierhaft.

andyhank

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32

Donnerstag, 17. April 2008, 22:08

So - wie in den Staaten von Nord und Süd gesprochen wird, wird es in den Köpfen der Leute auch ein Ost und West geben. Das wird immer so sein, denn einer fängt damit an und alle ziehen mehr oder weniger nach. Nun gilt es nur noch das Beste draus zu machen. Zurnot machen wir ein paar Witze, natürlich zu Lasten von Ost und West. ;)

Wenn es gilt, ein neues Teil anzuschaffen, worin liegt dann der Unterschied dabei? Der Wessi kauft es sich einfach. Der Ossi baut es sich selber. :D
(Kleiner Scherz am Rande. ;))

Michael8

unregistriert

33

Donnerstag, 17. April 2008, 23:55

Zitat

Original von Martin
Wenn ich sehe, welche zig Milliardenbeträge (unter kräftigen Mitnahme-Effekten der Industrie) im Osten verbaut und verballert wurden, während hier Straßen, Schulen etc. immer weiter verkommen und noch die ärmste Gemeinde Geld für den Osten abgeben muss, dann hilft dies nicht, die Vorbehalte abzubauen.
Martin


Ich hätte nicht gedacht, dass Du in dieses Horn stößt, Martin, auch in weiteren Beiträgen. Du musst doch wissen, dass die Bundesrepublik 1989 kurz vor einer Rezession stand und nur durch die Vereinigung wieder einen Aufschwung nahm.

Es ist leider so, dass die Industrie die Angebote einer neu errichteten Infrastruktur, spottbilliger Immobilien und billigerer Arbeitskräfte nicht aufgegriffen hat, um im Osten zu investieren, sondern nur um schnellen Profit aus dem Osten zu ziehen. Da die Milliarden, denen Du nachweinst, hauptsächlich zum Kauf von Westwaren verwendet werden, fließen sie sofort zurück in die westlichen Unternehmen. D.h. der Transfer alimentiert im Grunde die westliche Industrie und Landwirtschaft. Das kommt nicht nur dem Unternehmer zugute sondern auch dem Arbeitnehmer im Westen, der dadurch Arbeitsplätze und Wohlstand gewinnt.

Ich lese auch in manchen postings Andeutungen, dass der Ossi oft unflexibel sei, auf seinem veraltetem Standpunkt stehe, also die die alte Ostalgieleier.

Der Ostdeutsche hat einen enormen Transformationsprozess durchmachen müssen, der in alle Lebensbereiche eingriff und eingreift. Das hat er insgesamt gesehen mit Bravour geschafft. Aber er hat eben einen Lebensabschnitt von bis zu 50 Jahren in einer anderen Gesellschaft verbracht, den er sich nicht gern zunichte machen lässt. Und wenn ihm seine Lebensleistung aberkannt werden soll, ist er zurecht gekränkt. Es ist eben der Standpunkt tief eingewurzelt bei den Wessis, dass sie das "richtige" Leben hatten und die anderen das "falsche." Das ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden, so wie die Geschichte gelaufen ist.

Irgend jemand hat mal die kluge Bemerkung gemacht, Westdeutsche und Ostdeutsche müssten sich unentwegt Geschichten aus ihrem Leben erzählen, um einander zu verstehen. Das sei der Weg zur mentalen Vereinigung. Leider hören viele Wessis gar nicht zu, wenn Ossis erzählen. Oder noch schlimmer, SIE erzählen den Ossis, wie es in der DDR war!

Aus diesem Grund wird es sicher noch bis zum Verschwinden dieser Generation dauern, bis die Mauer endgültig aus den Köpfen verschwindet. Das ist auch nicht so schlimm, man muss es nur wissen und tolerieren.

Übrigens ist ein Forum wie dieses ein Ort, wo man sich dauernd Geschichten über sich erzählt, z.T. von sehr intimen Dingen. Deshalb spielt wahrscheinlich das Ost-West-Problem hier kaum eine Rolle.

Darum schließe ich mit dem optimistischen Ruf: Spanker aller (Bundes)Länder, vereinigt euch!

LauraLee

unregistriert

34

Freitag, 18. April 2008, 02:18

Ich bin froh über die Wiedervereinigung. Was wäre heute in der ehemaligen DDR los, wenn diese nicht stattgefunden hätte? Mag ich mir nicht vorstellen... 8o

35

Freitag, 18. April 2008, 05:03

Zitat

Zitat Michael8
Irgend jemand hat mal die kluge Bemerkung gemacht, Westdeutsche und Ostdeutsche müssten sich unentwegt Geschichten aus ihrem Leben erzählen, um einander zu verstehen. Das sei der Weg zur mentalen Vereinigung. Leider hören viele Wessis gar nicht zu, wenn Ossis erzählen. Oder noch schlimmer, SIE erzählen den Ossis, wie es in der DDR war!


Da hast du Recht. Wir waren ganz kurz nach der Wiedervereiigung 1990 auf Rügen, haben da privat bei einem älteren Ehepaar übernachtet. Wir wurden schon erwartet, eine Flasche Wein stand auf dem Tisch und wir mussten im Wohnzimmer Platz nehmen. Wir haben uns bis weit nach Mitternacht mit den Leuten unterhalten. Jeder hat von sich erzählt, wir haben Dinge erfahren, die wir uns in Westdeutschland gar nicht vorstellen konnten. Umgekehrt war es genauso, die beiden haben uns richtig ausgefragt.
Ja man muss zuhören, was der Andere sagt.
Die Wiedervereingung war ein Glücksfall der Geschichte und war nur zu diesem Zeitpunkt möglich, sagte neulich mal jemand im Fernsehen und er hat Recht damit.
Wenn du allem glaubst, was du liest, tätest du besser daran, nicht zu lesen.

Autor: Mark Twain


caligula

unregistriert

36

Freitag, 18. April 2008, 10:26

Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Meine Ost-West Gespräche waren sehr intensiv und ungeheuer spannend. Allerdings musste man auch bereit sein, sich darauf einzulassen. Genau diese Bereitschaft habe ich bei vielen Westdeutschen vermisst. Diese gteistige Unbeweglichkeit und Ignoranz bei vielen Westlern ist mir damals sehr negativ aufgefallen. Es war eine bräsige 'weiter-so' Mentalität, besonders auffällig repräsentiert durch unseren damaligen Kanzler, aber eben nicht nur durch ihn. Den wirklich historischen Umbruch auch für die alte BRD haben damals viele 'Wessis' gar nicht verstanden.

Auch ich fahre sehr gerne in andere westeuropäische Länder wie Frankreich oder Italien, konnte aber nie nachvollziehen, wie einem diese Länder innerlich näher sein können als der östliche Teil des eigenen Landes. Irgendwo fehlt diesen Leuten etwas, sie können mir eigentlich nur Leid tun.

37

Freitag, 18. April 2008, 11:21

Ich kann Tiffany nur beipflichten. Einerseits wird die Mauer bei der älteren Generation noch im Kopf bleiben, anderseits wachsen die kleinen Kinder doch - wenn die Eltern nicht daran erinnern- in einem gesamten Deutschland auf. Das ist auch schön so! Leider versuchen viele Menschen immer die Ursache bei anderen zu suchen, so dass dann manchmal auf "West" oder "Ost" geschimpft wird.

Ich bin im Osten aufgewachsen und kenne hier viele nette und ehrliche Menschen. Anderseits habe ich durch meine berufliche Tätigkeit auch viele Menschen aus den alten Bundesländern kennen und schätzen gelernt. Letzlich unterscheiden sich die Menschen weder in Ihren Fähigkeiten noch in ihrem Charakter! Es liegt also immer an den Einzelnen und das gibt auch ein gutes Gefühl!

ottilie

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38

Freitag, 18. April 2008, 12:07

Zitat

Original von PoDie
Letzlich unterscheiden sich die Menschen weder in Ihren Fähigkeiten noch in ihrem Charakter! Es liegt also immer an den Einzelnen und das gibt auch ein gutes Gefühl!


Dem kann ich größtenteils zustimmen.
Doch eins gebe ich doch zu bedenken. Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen gesammelt, sind also unterschiedlich sozialisiert.

Darin unterscheiden sich sehr wohl die Menschen aus Ost und West. Das stelle ich auch immer wieder fest. Gerade in meiner Generation lerne ich Menschen aus beiden ehemaligen Staaten kennen und fühle mich "Ossis" innerlich einfach verbundener. Sie kennen eben Kinderkrippe und Ferienlager, waren Junge Pioniere oder Erntehelfer. Solche Erfahrungen verbinden. Mir wird warm ums Herz, wenn ich "meine" alten Kinderlieder höre oder ein Buch in die Hand bekomme. Jemand, der dies auch kennt, schwelgt mit mir in Erinnerungen.
Andere belächeln mich teils oder fragen interessiert. Und das wiederrum ist einfach Typsache!

Deswegen habe ich solche und solche Freunde. Ein anderer Mensch teilt dann eben andere Erfahrungen oder Erlebnisse mit mir. Aber meine Kindheit ist und bleibt was besonderes.
Ein Lächeln ist ein Licht im Fenster der Seele,
ein Zeichen dafür, dass das Herz zu Hause ist.

andyhank

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39

Freitag, 2. Oktober 2009, 21:45

Ost und West zusammengewachsen?

Ja und Nein. Zwar ist die Mauer längst weg, aber nur optisch. In den Gedanken jedoch noch lange nicht. Ich brauche nur die Gehälter beider Regionen miteinander vergleichen, zb für die gleiche Arbeit. Und komme mir jetzt niemand damit, dass der Lebensstandard im Westen anders sei, als im Osten.

Im Prinzip denke ich schon lange nicht mehr an Ost, oder West. So wie es kein Ost- und Westberlin mehr gibt für mich, gibt es auch umgangssprachlich keinen Unterschied mehr zwischen Ost- und Westdeutschland. Dortmund ist halt dort, wo der Mund ist und Pforzheim - naja, ihr wisst schon... :D
Berlin ist Hauptstadt, von Bonn redet kaum noch jemand in meinem Umfeld. Nur aktuelle Dinge sind im Umlauf, der Rest geht halt unter, so ist das nun mal.

Virtuell dagegen kommt man sich schon näher - das ist ein enormer Fortschritt in die richtige Richtung. Doch in den Köpfen vieler, die nicht den Genuss (die Droge) Internet kennen, ändert sich das Denken drum nur langsam. Aber - vielleicht, irgendwann... :rolleyes:

miri

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40

Samstag, 3. Oktober 2009, 08:26

Ich brauche nur die Gehälter beider Regionen miteinander vergleichen, zb für die gleiche Arbeit.
da soll s aber auch bereiche geben, in denen frauen für dieselbe arbeit weniger lohn bekommen. ist also kein alleiniges ost-west-problem :angry5:
Du bist ein Wunsch, den Gott sich selbst erfüllt hat. :sonne:

H.J. Eckstein