Wienachten achtern Diek.
Heute ist der 24. Dezember. Es ist noch früh am Morgen, aber ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Frühstück für meine Frau machen heute PP1 und PP2. PP steht für Polnische Perle, meine beiden Pflegerinnen, die ich seit einem halben Jahr eingestellt habe. Die haben leider so komplizierte Vornamen, das ich sie für mich nummeriert habe. Habe mich mit ihnen geeinigt, das ich sie Susi und Otti nennen darf. Ich hatte dieses Jahr einen Zusammenbruch. Aus diesem Grund habe ich mir die Ganztagspflege für meine Frau eingestellt.
Die Sonne scheint, als ob es Frühling wird. Nur am Horizont färbt sich der Himmel tief Schwarz. Als nun auch noch die Möwen am Himmel Grell Weis zu leuchten beginnen bin ich sicher, das es heute noch regnen oder vielleicht sogar schneien wird. Der Wind ist ganz eingeschlafen und es ist still geworden. Ich setze mich ins Auto und fahre los. Kein Verkehr auf der Straße, was sich aber schlagartig ändert, als ich in den Ort komme. Mühsam Quäle ich mich durch den Verkehr zum Supermarkt. Auf dem Parkplatz habe ich Glück, den es fährt gerade jemand aus der Parklücke und ich sofort hinein. Mich treffen die bösen Blicke der Autofahrer hinter mir. Auf dem Parkplatz sind einige Buden mit Bratwurst, Zuckerzeug und Glühwein aufgebaut. Da ich Zeit habe, stelle ich mich an der Getränkebude bestelle ich mir einen Eiergrog und beobachte während ich den Grog mit kleinen schlucken trinke die Leute, die wie Irre durch die Gegend rennen.
Neben den Buden hat einer ein Stück Parkplatz eingezäunt. Darüber ein Schild „Weihnachtsbäume zum Schnäppchen Preis“: Ich würde die kümmerlichen Reste eher als Weihnachtskrüppel bezeichnen, aber es scheint selbst dafür noch Interesse zu bestehen. Inzwischen hat sich der Himmel verdunkelt und es beginnt tatsächlich etwas zu schneien. Der Schneefall wird so stark, das ich den nahen Deich nicht mehr erkennen kann. Das Glas ist inzwischen leer und ich stürze mich ins Einkaufsgetümmel. Die Leute schieben große Wagen mit Lebensmittel vor sich her. Ich greife mir einen Topf saure Sahne für die Weihnachtsgans und eine Schachtel Edle Tropfen in Nuss für die Pflegerinnen. Aus den Lautsprechern tönt Weihnachtsmusik. Aus dem Bioladen, klingt Weihnachtsmusik von Torfrock. Ein Stück aus der CD,“Bagalutenwienacht, Leise pieselt das Reh, gelbe Spurn in den Schnee“. Ich kaufe dort noch ein Stück Schafskäse. Dann bin ich mit dem Einkauf durch.
Ich fahre noch mal kurz zum Deich. Mir noch einmal den Kopf frei blasen lassen. Auf dem Deich weht mir der Schnee ins Gesicht. Es riecht nach See und Tang. Ein unvergleichlicher Geruch, nach Norden und Freiheit. Ich hätte Lust mich auszuziehen und in die Elbe zu springen, wie ich es früher täglich gemacht habe. Das hat mir die Wasserschutz leider Verboten. Ich drehe mich um, und blicke über die kleine Stadt. Sie strahlt im Lichterglanz aus einigen tausend Lichtern. Mir wird warm ums Herz. Es wird Zeit für mich nach Hause zu gehen. Die Weihnachtsgans braucht noch gut drei Stunden. In der Zwischenzeit werde ich den Kamin anzünden und uns eine guten Teepunsch kochen. So langsam kehrt Weihnachtsruhe ein. Weihnachten hinterm Deich.
Ich wünsche euch allen ein schönes und ruhiges Weihnachtsfest.
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.