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Hotwhip

Künstler + Fotograf

  • »Hotwhip« ist männlich

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21

Sonntag, 6. Juli 2008, 10:23

In der Geschichte ist rückblickend alles relativ. Bestes Beispiel ist Karl "der Große": Brudermörder, Geiselgangster, Massenmörder, Völkermörder und Heiliger der katholischen Kirche, das paßt doch gut zusammen, oder?
Unser Oasenmitglied Hotwhip (*30.03.1937) ist Anfang November 2015 verstorben.
Das Oasenteam

der nordländer

Das Beste am Norden

  • »der nordländer« ist männlich

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22

Sonntag, 6. Juli 2008, 10:29

Keine Frage...auch die Ungestalt A. Hitler gehört zu unsere Geschichte…eine Geschichte die auch niemals in Vergessenheit geraten darf! Würde man im Wachsfigurenkabinett nur die „Guten“ ausstellen…na ja, würde irgendwann wohl keiner mehr hingehen…! Nee aber im Ernst, klar stehe ich, wie gesagt, zu der Geschichte unseres Landes…und dazu gehören nun mal auch diese dunkle Seiten, die es zu dokumentieren gilt…alleine schon gegen das Vergessen, aber trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass ihm schon zu Lebzeiten jemand den „Kopf abgerissen hätte“, was ja auch fast passiert wäre, hat aber bekanntlich leider nicht ganz geklappt!
Älter werden bedeutet für mich nicht unbedingt zu wissen was ich will.
Ich weiß aber immer mehr was ich auf keinen Fall mehr will!

avenzia

unregistriert

23

Sonntag, 6. Juli 2008, 10:38

@ Hotwhip
mir fallen spontan auch die ganzen " Friedriche" ein.
Friedrich Wilhelm
Friedrich der Große
(Friedrich) Wilhelm der 2.

Michael8

unregistriert

24

Sonntag, 6. Juli 2008, 11:00

Es gilt hier zwei Dinge zu unterscheiden.

Das eine ist die Person, die objektiv Verbrechen an der Menschlichkeit begangen hat.

Das andere ist unserer Bezug (persönlich oder als Nation) zu einer solchen Figur.

Es bereitet uns vermutlich keine Probleme, Leute wie Tschingis Kahn, Tamerlan, König Leopold von Belgien (Kongo-Massaker), Mohammed V. (Armenier-Genozid) oder meinetwegen Harry Truman als Wachsfigur zu betrachten, da der historische Abstand eine Objektivierung möglich macht.

Beim Anstreicher liegen die Dinge anders. Wenn wir an den Naziverbrechen auch keine Schuld tragen, so empfinden wir doch noch Scham darüber und eine besondere Verantwortung dafür. In unseren Städten wohnen noch Überlebende aus den KZ, auf der ganzen Welt leben jüdische Bürger, deren Angehörige in Auschwitz ermordet wurden.

Wir können nicht so tun, als wäre Hitler für uns nur einer unter vielen Verbrechern mehr. Die historische Distanz, die für ein Imitat im Wachsfigurenkabinett erforderlich wäre, ist hier nicht gegeben und ich halte es für ungut, sie einzufordern. Er gehört für uns Deutsche eben noch NICHT zur Geschichte; nicht so lange Opfer noch leben und so lange faschistisches Gedankengut vielerorts noch virulent ist.

Es ist eben ein großer Unterschied, ob ein Hitler aus Wachs in London oder in Berlin ausgestellt wird. Der Besucher, der der Figur den Kopf abriss, hat im Sinne vieler Deutscher gehandelt.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Michael8« (6. Juli 2008, 11:02)


25

Sonntag, 6. Juli 2008, 13:40

@Michael8,

ich stimme Dir in vielen Punkten zu.

Unstreitig dürfte jedoch sein, dass es auch in Japan noch Überlebende und Angehörige von Opfern gibt. Diese Menschen leiden noch heute (über die Auswirkung radioaktiver Strahlung müssen wir uns sicher nicht unterhalten) und auch folgende Generationen werden davon betroffen sein, die "Langzeitwirkung" ist also verheerend.

Aber ich will hier nicht Verbrechen gegen Verbrechen aufwiegen.

Wie jedoch schon mehrfach erwähnt, ist A. Hitler eine historische Figur und gehört auch in ein solches Kabinett. Es macht keinen Sinn, die Augen zu schließen, oder diese Zeit auszuklammern. Besser ist es, sich damit auseinander zu setzen. Diese Figur in Berlin zu zeigen ist richtig, m.M. nach ein Zeichen, dass wir die Vergangenheit nicht unter den Teppich kehren wollen.

Die Beschädigung der Figur halte ich nach wie vor für dumm und ich denke, dass es viele Menschen genau so sehen.

@nordländer hat schon recht. Ihm zu Lebzeiten den Kopf abzureißen, hätte mehr Sinn gemacht.

Michael8

unregistriert

26

Sonntag, 6. Juli 2008, 14:24

H. als historische Figur gehört in Geschichtsbücher und dort finden seit Jahrzehnten Auseinandersetzungen statt. Daraus abgeleitete mehr oder weniger seriöse Beiträge in den Medien gibt es ebenfalls in großer Menge.

Ein Wachsfigurenkabinett ist ein kommerzielles Untermehen zur Befriedigung der Schaulust der Besucher. Es fügt weder zur historischen Dokumentation noch zur sachlichen Auseinandersetzung etwas bei.

Die Lächerlichkeit der ganzen Angelegenheit wird dann deutlich, wenn erst zwei ständige bezahlte Wachleute vor der Figur stehen müssen, um sie vor Anschlägen zu schützen. Dient das etwa der historischen Wahrheitsfindung?

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Michael8« (6. Juli 2008, 14:25)


flagfan

unregistriert

27

Sonntag, 6. Juli 2008, 14:33

Zitat

Original von Falke
@Michael8,



Wie jedoch schon mehrfach erwähnt, ist A. Hitler eine historische Figur und gehört auch in ein solches Kabinett. Es macht keinen Sinn, die Augen zu schließen, oder diese Zeit auszuklammern. Besser ist es, sich damit auseinander zu setzen. Diese Figur in Berlin zu zeigen ist richtig, m.M. nach ein Zeichen, dass wir die Vergangenheit nicht unter den Teppich kehren wollen.

@nordländer hat schon recht. Ihm zu Lebzeiten den Kopf abzureißen, hätte mehr Sinn gemacht.


Dem folgend, müsster er ja dann auch auf der Walhalla bei Regensburg unter den großen Deutschen der Geschichte stehen.

Wo die zwölf Jahre des "tausendjährigen Reichs" noch nicht verarbeitet sind (in aller Welt), will ich mir so was nicht vorstellen.

In zweihundert Jahren mögen die Menschen da anders drüber denken.

Aber neben Mozart, Goethe, Bismark, Adenauer, Ratzinger oder gar Edith Stein hat der braune Adolf nichts verloren.

28

Sonntag, 6. Juli 2008, 15:04

Zitat

Original von Michael8
Die Lächerlichkeit der ganzen Angelegenheit wird dann deutlich, wenn erst zwei ständige bezahlte Wachleute vor der Figur stehen müssen, um sie vor Anschlägen zu schützen. Dient das etwa der historischen Wahrheitsfindung?


Von historischer Wahrheitsfindung habe ich nichts erwähnt.

Dass die Figur geschützt werden muss, liegt wohl an den Dummköpfen, die sie zerstören wollen.

@flagfan.

Als großer Deutscher hat ihn hier noch niemand bezeichnet. Kann es sein, dass Du im falschen Thread bist?

flagfan

unregistriert

29

Sonntag, 6. Juli 2008, 15:12

@ Falke,

ich habe auch nicht behauptet, das ihn jemand als großen Deutschen bezeichnet hat.

Sondern nur erwähnt, dass die Menschen in zweihundert Jahren da anders drüber denken könnten.

Denn dann haben sie zu der schlimmen Zeit zwischen 1933 und 1945 eine größere Entferung, und können sie geschichtlich besser einordnen.

Deswegen, demnächst erst aufmerksam lesen, bevor du beurteilst, ob ich im richtigen Thraed bin.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »flagfan« (6. Juli 2008, 15:12)


caligula

unregistriert

30

Sonntag, 6. Juli 2008, 15:15

Ich kann dem Tenor der meisten Beiträge nur zustmimmen. Übertriebene Tabuisierung nützt nicht, bewirkt oft sogar das Gegenteil.

Man kann über das Konzept des Wachsfigurenkabinetts sicher geteilter Meinung sein, denn es zeigt schließlich die unterschiedlichsten Figuren ohne weitere Wertung - eben auch politische Massenmörder wie Mao, Pol Pot oder Stalin (von sonstigen höchst zweifelhaften Figuren der jüngeren deutschen Zeitgeschichte wie Ulbricht und Honecker einmal ganz abgesehen). Aber wenn man schon die anderen Massenmörder zeigt, warum dann nicht auch Hitler?

Alle diese politischen Verbrecher haben Menschenleben auf dem Gewissen. Auch die Tatsache, dass einige ihrer Opfer noch leben, kann und darf kein Grund sein, sie ängstlich zu tabuisieren. Ein gutes Beispiel hierfür war der Film 'Der Untergang'. Hier wurde erstmals der Versuch unternommen, die Person 'Hitler' in einem Spielfilm realistisch darzustellen. Ich denke sowas dient mehr der Entkrampfung und dann auch der Transparenz in der politischen Diskussion als ängstliche Tabus.

Michael8

unregistriert

31

Sonntag, 6. Juli 2008, 19:04

Zitat

Original von caligula
Aber wenn man schon die anderen Massenmörder zeigt, warum dann nicht auch Hitler?


Genau das habe ich in meinem posting erklärt. Vielleicht solltest Du ihn mal lesen.

Aber wenn H. für Dich nichts weiter bedeutet als eben ein Massenmörder unter vielen, den wir Deutsche mit den andern als historische Figur abheften können, dann erübrigt sich jede weitere Diskussion.

caligula

unregistriert

32

Sonntag, 6. Juli 2008, 20:25

Zitat

Original von Michael8

Zitat

Original von caligula
Aber wenn man schon die anderen Massenmörder zeigt, warum dann nicht auch Hitler?


Genau das habe ich in meinem posting erklärt. Vielleicht solltest Du ihn mal lesen.

Aber wenn H. für Dich nichts weiter bedeutet als eben ein Massenmörder unter vielen, den wir Deutsche mit den andern als historische Figur abheften können, dann erübrigt sich jede weitere Diskussion.


Na und? Ich wollte Dir in dem Punkt ja auch nicht widersprechen. Ich habe dasselbe gesagt wie Du! Hast Du damit ein Problem?

Ich habe nicht gesagt, dass er ein 'Massenmörder unter vielen' ist. Abgesehen von dieser doch merkwürdigen Formulierung: auch die anderen von mir genannten Personen haben einige Millionen Tote auf dem Kerbholz, Stalin wahrscheinlich sogar mehr als Hitler. Hitler hat es nur perfider gemacht, sein Rassenwahn war besonders abartig. Das ist doch unstrittig. Also unterstell mir nicht Dinge, die ich nie gesagt habe.