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silberseele

unregistriert

1

Dienstag, 7. April 2009, 14:19

...ist es nicht normal...

..., dass man sich in extremen situationen einen schuldigen sucht?

fragt man nicht nach einem unfall danach, wer schuld ist? sucht man nicht immer jemanden, auf den man wut und ohnmacht projezieren kann?

und wenn dem nicht so ist, warum machen sich dann so viele opfer zu tätern? warum geben sich vergewaltigungsopfer selbst die schuld? warum glauben kinder, dass sie die schläge und tritte ihrer eltern provoziert haben?

ich denke, es ist ganz normal und im ersten moment sogar richtig, gefühle wie hass und wut in sich zu tragen... mit der zeit verschwinden sie und wandeln sich... aber ich denke, dass man diesen "gerechtigkeitswunsch" nicht kritisieren muss...

finde es sogar falsch, das zu tun...

schuld und sühne gehören zusammen - so ist das einfach... ob man sich dieser diskussion stellen will oder nicht... und jeder muss eine extremsituation für sich selbst verarbeiten...

klar wird man dabei schnell ungerecht aber solang das nur rein virtuell oder in worten geschieht, sollte man es zulassen...

ich kann nicht verstehen, warum es leute gibt, die so tun als hätten sie nie so empfunden...

ja, ich hab mich sogar gefragt, welcher hirnie am letzten we in japan aufs rote knöpfchen gedrückt und die rakete abgeschossen hat...

ich habe mich auch gefragt, warum mein bruder damals bei dem unfall das opfer war und nicht jemand anderes... sicher ist es ungerecht und heute sind die empfindungen andere... aber ICH habe um sein leben gebangt, ICH habe an seinem bett gesessen und ICH hätte einen bruder verlieren können... MIR stehen solche gefühle zu und jedem anderen, der ähnliches sehen oder erleben musste...

da brauche ich niemanden, der mir vorschreibt, wie ich zu empfinden habe... ich sehe bei jedem unfall meinen bruder vor mir liegen und dieses bild nimmt mir keiner mehr... dann lasst mir wenigstens meine gefühle...

Praetor

unregistriert

2

Dienstag, 7. April 2009, 15:04

Warum Opfer zu Tätern werden...

Da gibt es ein Zitat das überraschend Tiefgründig war wenn man die Quelle in Betracht zieht, eines das bei mir Nachhall gefunden hat.

Zitat


Mal: Diesen armen Bastard den ihr von meinem Schiff geholt habt, er hat genau in dessen Gesicht geschaut. Man zwang in hinein zu starren.
Harken: Dessen?
Mal: Die Dunkelheit. Eine Art von Dunkelheit die man sich nicht einmal Vorstellen kann. Schwarzer als der Raum durch die sie sich bewegt.
Harken: Sehr poetisch.
Mal: Sie zwangen ihn zuzuschauen. Her hat wahrscheinlich versucht wegzusehn, aber sie ließen ihn nicht. Sie nennen ihn einen Überlebenden? Er ist keiner. Wenn ein Mann mit solch einem Willen konfrontiert wird gibt es nur eine Art damit fertig zu werden, vermute ich, und das ist Teil davon zu werden.
Quelle: Firefly Folge 3

ce_la_vie

unregistriert

3

Dienstag, 7. April 2009, 15:07

Das mit der Schuld ist eine Thematik, die mir ähnlich geht wir Silberseele.

Jedem das seine, ja auch ich bekenne mich als Schuldigen-Sucher. Zumal ich eh nur bedingt an Schiksal glaube.

Diese Art der sicherlich nicht immer richtigen Vorverurteilung hilft doch uns menschen, gesehenes zu verarbeiten.

Von daher: ich finds legitim und kann auch nicht unbedingt verstehen, dass manche so etwas verurteilen. Das verurteilen allein ist doch auch nur eine andere Form der Schuldzuweisung.

Von daher: jeder kehre vor seiner eigenen Tür.......

*genug gekehrt, wer will meine schuld haben? eignet sich auch zum Düngen* :hehe:

Lupus Nox

unregistriert

4

Dienstag, 7. April 2009, 22:20


...warum machen sich dann so viele opfer zu tätern?...
...warum glauben kinder, dass sie die schläge und tritte ihrer eltern provoziert haben?...


Weil sie nur eine Form der zwischenmenschlichen Beziehung oder Nähe kennengelernt haben: den Mißbrauch. Also können sie nur Täter werden - oder erneut Opfer. Solange, bis sie gelernt haben, daß es auch andere Formen von Beziehung und Nähe gibt.

Kinder halten ihre Eltern für unfehlbar. Wenn aus dieser Sicht heraus betrachtet der Fehler nicht bei den Eltern liegen kann, muß er bei mir liegen - denkt das Kind.

sub ria

unregistriert

5

Dienstag, 7. April 2009, 22:29

Weil sie nur eine Form der zwischenmenschlichen Beziehung oder Nähe kennengelernt haben: den Mißbrauch. Also können sie nur Täter werden - oder erneut Opfer. Solange, bis sie gelernt haben, daß es auch andere Formen von Beziehung und Nähe gibt. <br><br>Kinder halten ihre Eltern für unfehlbar. Wenn aus dieser Sicht heraus betrachtet der Fehler nicht bei den Eltern liegen kann, muß er bei mir liegen - denkt das Kind.


Stimmt genau!!!
Aber auch die Geselschaft kann seinen Anteil daran haben!!
Wenn alle sagen (krasses Beispiel) die Frau so wie die sich anzieht muss sie ja vergewaltigt werden!!!
Und es dann passiert haben die Frauen oft probleme und suchen die Schuld bei sich denn alle anderen menschen sagen ja auch das sie selbst schuld seien und wenn alle etwas sagen muss es ja stimme!!

Lupus Nox

unregistriert

6

Dienstag, 7. April 2009, 23:49

Dieses "die Schuld generell bei sich suchen" ist mMn. eine kindliche Denkweise. Kinder denken so - Erwachsene sollten in der Lage sein, das differenziert zu betrachten.

Allerdings ist jeder für sich selbst verantwortlich. Für den Mist, der in der Kindheit, als wir alle noch gutgläubig und schutzlos waren geprägt wurde, noch nicht. Wohl aber für das, wie wir heute mit uns umgehen, z.B.

- Was wir anderen erlauben, mit uns zu tun - oder auch nicht, wo wir z.B. Nein sagen und ggf. diesem Nein auch Nachdruck verleihen, wenn es nicht akzeptiert wird.

- Wie wir mit uns selbst umgehen - ob wir z.B. aus Verlustangst oder mangelndem Selbstwertgefühl gefällig sind (und uns somit zu erneutem Mißbrauch anbieten) oder ob wir uns selbst achten, unseren Willen zeigen und notfalls auch verteidigen.

- Ob wir Ander so behandeln, wie wir selbst auch behandelt werden wollen...

- ...usw.