WENN EIN HUND anfängt den Mond anzuheulen, stimmen immer gleich 2-3 andere mit ein:"aouuuu!"Und ich bin sicher, der erste hat einen Grund: Das Zuhause verloren, Ehe den sprichwörtlichen Bach runter, eine lebensbedrohliche Krankheit, sowas in der Art. Die andern heulen nur mit, weil es so schön schallt.
Dem einen ist schlecht, weil er in der Mittagspause den Schokomuffin zu schnell verschlungen hat, der andere hatte im Flieger einen Mittelplatz, neben einem 150 Kilo Mann, dessen einziges Hobby das Schwitzen zu sein schien, der dritte ist angepisst weil sein Lieblingsfußballverein den Abstieg eben nicht knapp verpasst hat.
Ach Gottchen will man dem jaulenden backroundchor zurufen. "Nu reißt euch mal zusammen! Sofort!"
Contenance ist in unserem Zeitalter in dem sich jeder die fürchterliche Phrase:"den Gefühlen freien Lauf lassen" auf die Fahne pinnt immer mehr das Unwort des Jahres geworden. Man muß sich nur mal im Job umhören, da führt jeder kleine Huster beinahe zur sofortigen Eröffnung eines Spendenfonds, man erwartet sogar Mitgefühl, wenn man schlecht geschlafen hat.
Hauptsponsor der ach so ergreifenden Windjammerparade ist jedoch:"ich hab sooo viel zu tun (mindestens 3 "o")!
Dass dieser Satz in Zeiten der Wirtschaftskrise überhaupt noch offiziell als Einstieg zum Lamento zugelassen ist, damit werden sich in 50 Jahren wohl die Historiker beschäftigen .
"Merkwürdig", werden sich die Forscher in Cordhosen fragen, "war 2009 nicht eher das Problem, das man keine Arbeit mehr hatte?Hm, die konnten sich offenbar nicht so gut zusammenreißen wie damals die Ostpreußen, oder wie ihre eigenen Großmütter anno 45 denen der Russe mal eben das gesamte Haus unterm Hintern weggebombt hatte."
Unsere Großmütter haben auch geheult, und sie hatten einen Grund, aber nicht öffentlich und schon gar nicht, weil ihnen der neue Gucci Schal zerfetzt war. Nein, sie waren die Königinnen der Contenance. Von denen hätte keine mit schmerzverzerrtem Gesicht geheult:"oh nein, der Treck übers Haff hat Verspätung." So wie die Zeitgenossen am Flughafen, die wegen 30 Minuten die Nerven verlieren, weil sie erst nach dem Lunch in der Karibik ankommen.
Genervt die Augen verdrehen, sich selbst bemitleiden und Jammern-der deutsche Triatlon. Alles muß unbedingt immer gleich raus. Man leidet fürchterlich, weil man nicht schwanger wird. An und für sich ein ernstes Problem und sicher erfreulich, wenn sich eine Lösung findet. Doch da darf man mal eben eine ganze Abendgesellschaft sprengen, weil man beim Anblick eines dicken Bauches in helle Tränen ausbricht. Nach dem Motto: "Liebe Gastgeber, ich nehme aufgrund meiner privaten Situation , jetzt mal die Feierlaune von 25 Leuten mit in den Keller. Was dagegen?"
Dass "sich gehen lassen" nicht immer zu Verständnis führt und Contenance das bewundernswerte Gegenteil ist begreifen leider nicht Allzuviele. Wer zuviel jault zieht alle mit runter und was spricht dagegen, kleinere Alltagsorgen mal ausnahmsweise mit sich selbst auszumachen, anstatt zu jammern, wie ausgesprochen schlecht die Welt ist?
Mal davon abgesehen, dass man sich auch schon mal bis auf die Knochen blamieren kann, wenn man beklagt, dass man auf dem neuen 200 Euro Handy nur 48 Nummern speichern kann und ein Bekannter erwiedert , er habe seinen Burberry Schal verloren-in den Trümmern des Kölner Stadtarchivs, aus denen er sich in letzter Sekunde noch retten konnte...
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dany« (9. November 2009, 00:28)