Danke, nordi für den schönen Bericht, da kann ich mich gut hineinversetzen und er hat mich animiert, Nachfolgendes zu schreiben.
Vor geraumer Zeit war ich auch mit meiner Frau auf einem Markt am Schluchsee. Im Vorfeld war alles geklärt, Hotel gebucht, usw.
Im Laufe des Vormittags fuhren wir los und nach 2 Std. kamen wir auch wohlbehalten an. Es war im Dezember und dass es kalt sein würde kam nicht wirklich überraschend. Das ist nun mal so in der Winterszeit im Hochschwarzwald.
Wir bauten unseren Stand auf, Beleuchtung angebracht und eben etwas Verzierung. Sollte ja einladend sein. Die Stromsteckdosen befanden sich gefühlte 2 Km entfernt, aber Kabelrollen hatten wir zur Genüge dabei, da gehe ich immer auf Nummer sicher.
Tags zuvor erstand ich im Baumarkt noch eine Leuchtstofflampe, die zu Hause auch wunderbar funktionierte. Ich hätte es wissen müssen, bei ca. – 10°C taugte sie allenfalls zur Notbeleuchtung.
Aber ich hatte ja vorgesorgt. Scheinwerfer mit 150, 300 und 500 Watt hatten wir dabei. Es funktionierte alles sehr gut, bis.... ja bis uns der Standnachbar bat, sich einstecken zu dürfen. Plötzlich war es dunkel. Stecker wieder raus, Handy auch und den Marktmeister angerufen. Der Junge war fix, nach 5 min. war der Strom wieder da. Der Standnachbar kam wieder, aber nach einem Blick in mein Gesicht war ihm wohl klar, dass er sich seine Bitte um Einstecken schenken konnte.
Es ging recht bald los, die ersten Kunden kamen. Ich war zuständig für die Geschirrtücher und die Nackenhörnchen, die man im Micro erwären kann. Die Tücher waren quasi Selbstläufer. Weiß, bedruckt, 100% Baumwolle und rechteckig. Erklärungsbedarf gleich Null.
Die Nackenhörnchen, in aller Regelmäßigkeit erwärmt, erforderten schon etwas Erklärung. Die Produktbeschreibung hatte ich auswendig gelernt, also kein Problem.
Schon kam ein Paar, so in den Fünfzigern und blieben stehen. Die Frau hatte wohl Interesse, aber der Mann, in der einen Hand eine Wurst, in der Anderen den Glühwein, den er immer wieder versuchte zu drehen.
„Wir geh’n weiter“ oder so ähnlich, brummte er. Genau war es nicht zu verstehen. Wie auch, er war ja am Kauen. (Hier knüpfe ich an @nordis Kernaussage an).
Ich machte den Vorschlag, dass 2 Stände weiter ein Tisch steht, wo er den heißen Glühwein abstellen und in Ruhe die Wurst essen kann. Es wurde von Beiden als gute Lösung befunden. Ich erklärte der Frau das Nackenhörnchen und nein, es ist oft verwendbar, es treten auch keine giftigen Dämpfe aus usw. Auf die frage, ob man es nur im Micro warm machen kann, entgegnete ich, dass es mehrere Möglichkeiten gibt. Abraten würde ich vor dem Erwärmen über offenem Feuer.
Meine Frau schaute mich schon etwas irritiert an, die Kundin schmunzelte, kramt in ihrer Handtasche und drückte mir einen Zwanziger in die Hand mit der Bemerkung, ich nehme eines von den Grünen. Tütchen geholt, eingepackt und mich artig bedankt. Die Kundin schaut sich suchend um, ich stehe etwas höher und sage:“ Er steht noch hinten am Tisch“. Sie nickt mir zu und wünscht noch gute Geschäfte.
Als der Abend vorbei war, nichts, wie ins Hotel. Meine Frau geht noch in die Sauna und ich krame den Laptop hervor, die Funkverbindung ist gut und schweife noch etwas durch die Oase.
So ein Markt ist schon anstrengend, aber in diesem Fall hat es sich gelohnt.
Etwas habe ich mich geschämt, dass ich mein Geld so leicht verdiene, seither habe ich mehr Respekt vor den Marktleuten.