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Manfred57

spankender Untoter

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1

Montag, 1. August 2011, 18:17

Deutschland ich erkenne dich nicht wieder

nun bin ich schon 60 Jahre auf der Welt. In 60 Jahren ist einiges geschehen. Wenn ich so zurücksehe kann ich mich bis in mein 4. Lebensjahr sicher erinnern. Es war eine Zeit in der jeder ein wenig klagte aber auch mit viel Optimismus. Es ging aufwärts. Die Löhne waren nicht gerade üppig aber man kam so recht und schlecht über die Runden. Jeder der Wollte hatte Arbeit. Einige sagten sogar schon,"es geht uns ganz gut".

Langsam kam ich in das Alter, in dem man Mädchen nicht unbedingt mehr blöd fand. Ich begann eine Schmiedelehre und kaufte mir mein erstes Moped, eine Kreidler Florett. Mein ganzer Stolz. Langsam bekam man auch einiges aus der Politik mit. Zunächst war es langweilig, wurde aber je mehr man sich damit beschäftigt immer interessanter. Der Wirtschaft ging es gut. Alles war satt und zufrieden. Jeder hatte eine mehr oder weniger gut eingerichtete Wohnung, Fernseher, Radio und Plattenspieler. Von den Eltern und anderen Erwachsenen hörten wir immer wieder wie gut es uns geht, das es so bleiben muß, das die Gewerkschaften alles kaputt machen wollen und das die Ostzone voller böser Kommunisten ist. Geschlechtsverkehr durfte man erst haben, wenn man verheiratet war (da meldete sich zwischendurch mal mein schlechtes Gewissen, weil ich am Tage meiner Konfirmation das erste mal mit einem Mädchen geschlafen hatte), Und das die CDU immer recht hatte.

Vieleicht hätte ich das auch weiter geglaubt, wenn nicht das Jahr 1968 kam. Vor meinem Ausbildungsbetrieb standen eines abends zwei nette Herren, die mir ein Flugblatt gaben und sagten sie seien von der Gewerkschaft. Ichbesuchte darauf hin eine Versammlung der Gewerkschaft und wunderte mich darüber, das sie die ganze politische Sittuation anders einschätzten, als ich es bisher gehört hatte. Mir wurde langsam klar, das Löhne nicht von der Gutmütigkeit der Unternehmer sondern von harten Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern abhing. Das Löhne mühsam erkämpft werden müssen.

Dann erlebte ich die erste Demonstration mit. Es war in Oldenburg. Es ging gegen die NPD. Ich kam gerade von der Berufschule und stand noch etwas unsicher da, als ich von einer jungen Frau untergehackt und mitgezogen wurde. Ich trat noch am gleichen Tag in eine linke Parztei ein. Wir saßen nun fast täglich zusammen hörten Musik von Bob Dylan und Co. Meine Sicht auf die Welt änderte sich und ich erkannte, das Die Welt satt und träge wurde.

Es kam die Aufklärungswelle angestoßen von Oswald Kolle und wir feierten die freie Liebe. Und das ausgiebig. Fast jede Woche gab es irgentwo eine Demonstration. Zunächst verliefen die Demonstrationen friedlich, ja schon fast sportlich. Es war ein Kräftemessen mit der Polizei. Es wurde sogar viel dabei gelacht. Wir versuchten die Polizei beiseite zu drängeln und sie uns. Wenn ein Polizist stürzte, so half man ihm wieder auf dei Beine und es ging weiter. Bis zu jenem Tag als Benno Ohnesorge von der Polizei erschoßßen wurde. Danach stellte die Polizei Bereitschaftstruppen auf und wir wurden niedergeknüppelt und mit Wasserwerfern bearbeitet. Trotzdem zeigten die Demos bald wirkung. Es entstand die Hippibewegung. Wir wurden Blumenkinder unt träumten von Frieden.

Die Arbeiterbewegung wurde stark. Wir waren stolz arbeiter zu sein und der Unternehmer stolz auf seine Mitarbeiter. Ein Unternehmen gab noch nicht mit hihen Aktienkursen an, sondern damit wieviel Mitarbeiter beschäftigt waren. Banken lebten davon Geld zu verleihen und die Unternehmen von der Produktion und der Handel vom Verkauf der Produkte. Das wirtschaftliche Vorbild waren damals die USA, und so schickten die Unternehmer, die es sich leisten konnten ihre Kinder zum Studium in die USA. Mit fatalen Folgen. Als zu zurückkamen redeten sie nur noch von Aktiengeschäften Gewinnmaximierung und unnötigen Lohnnebenkosten. Banken entwickelten Programme mit den sich sogar aus Leerverkäufen noch Geld machen ließ. Es herschte ein "Goldrausch". Mit einem Mal war Arbeit nur ein unnötiger Kostenfaktor. LÖhne nach möglichkeit auf ein minimumm zu drücken. Der NIedriglohnsektor wurde geschaffen und übernahm mehr und mehr Platz ein. Begünstigt durch die Wirtschaftskriese setzten die Unternehmen mit hilfe der Politik Lohnkürzungen, Leiharbeit undkürzungen im Sozialbereich durch.

Früher wären wir jungen Leute sofort auf die Straße gegangen und Hätten so lange Protestiert bis sich die Politiker wieder darann erinnern wer und wofür sie gewählt wurden. Heute herscht Schweigen. Keiner zu sehen, der mal den Mund aufmacht. Keiner demonstriert. Wir sind ein Volk von Waschlappen geworden und haben die Regierung die wir verdient haben. Mein Gott, wir haben damals die Welt verändert. Das was wir heute haben wollten wir sicher nicht.

Deutschland ich verstehe dich nicht mehr.

Manfred
Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir.

2

Montag, 1. August 2011, 18:26

Deutschland ich verstehe dich nicht mehr.


Könnte es daran liegen, dass auch Du heute lieber auf einem Monsterflachbildschirm "Wetten dass.." guckend auf Deinem Designer-Sesselchen hockst, anstatt Dir bei Demonstrationen die Füßchen wund zu laufen?

Und im übrigen: Alles das, was Du (angeblich so Negatives) beschreibst, hat auch mit dazu beigetragen, dass wir heute keine griechischen Verhältnisse haben. Die erleben nämlich gerade, was es bedeutet, wenn man einem Pförtner im Staatsunternehmen 18 Monatsgehälter bezahlt und 40 Leute anstellt dort, wo nur 20 gebraucht werden. Ich sage nicht, dass in unserem Land alles perfekt ist - und auch persönlich habe ich eine schwierige Zeit zu bewältigen - aber es geht uns soviel verdammt besser als dem Rest der Welt. Da sollte man einen kurzen Moment inne halten, bevor man wieder zum Reflex Politkerschelte greift - denk ich.

3

Montag, 1. August 2011, 18:35

Zitat

Heute herscht Schweigen. Keiner zu sehen, der mal den Mund aufmacht. Keiner demonstriert. Wir sind ein Volk von Waschlappen geworden und haben die Regierung die wir verdient haben.


Vielleicht informieren sich die jungen Leute heute aber einfach nur anders - es gibt mehr Möglichkeiten, ohne großen Aufwand kann ich dieselbe Nachricht im Internet aus verschiedenen Blickwinkeln lesen. Und was die Sozialkürzungen angeht bleibe ich bei meiner Position, dass alles auch finanzierbar bleiben muss und Kürzungen in manchen Bereichen einfach notwendig waren - die Gesellschaft wandelt sich und mir ihr auch der Handlungsrahmen der Politik. Mag sein, dass viele Menschen heute abgeklärter und weniger idealistisch sind. Ich gehöre wohl auch zu jenen - in meiner Jugend war ich selbst eher links und wollte die Welt verändern, in vielen Bereichen habe ich aber festgestellt, dass nicht alles so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint, dass wir eben nicht in Utopia leben, sondern in einer sich mehr und mehr globalisierenden Welt mit immer neuen Herausforderungen. Das muss man nicht gut finden, aber man muss eben darauf reagieren, um nicht unterzugehen. In unserem Land geht es den Menschen imme rnoch verhältnismäßig gut, nach unseren Sozialleistungen würden sich nach wie vor viele die Finger lecken. Bei uns muss niemand verhungern, wie es gerade in Somalia der Fall ist.
Ich bin aber kein Waschlappen, nur weil ich nicht demonstrieren gehe. Habe ich auch schon getan. Gegen den Irak-Krieg damals. Und ich würde es tun, wenn es um Dinge im Bildungsbereich geht, die ich für nicht vertretbar halte, weil Bildung Zukunft bedeutet. Ich würde es auch bei anderen Themen tun, die mir wirklich wichtig sind. Ich mache mir aber nicht die Illusionen, damit den Politikern den eigenen Willen aufdrängen zu können - dazu müssten sich schon enorme Massen mobilisieren, die zugleich auch nur realisierbare Forderungen erheben. Polemik, wie sie von manchen Gruppen massiv ausgeht, schreckt mich eher ab. Ich bin sozial engagiert, hatte eine Zeit lang viele Ehrenämter, jetzt nur noch eins, eine Betreuung für ein zehnjähriges Mädchen. Gäbe es hier so etwas wie die "Soziale Stadt" in Stuttgart, ein Aufbauprojekt für strukturschwache Stadtteile, wäre ich auch da sicher dabei. Auch das bewirkt etwas, wenn auch vielleicht im engen Kreis. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, einem Volk von Waschlappen anzugehören und ob ich diese Regierung verdient habe...ich weiß nur, dass ich mich für das engagiere, das mir wichtig ist, auch politisch, und dass ich mir den Schuh mit dem Waschlappen nicht anziehe und auch kein derart negatives Bild von Deutschland habe.

Ohlew

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4

Montag, 1. August 2011, 19:16

[quote='Manfred57','index.php?page=Thread&.. Wir sind ein Volk von Waschlappen geworden und haben die Regierung die wir verdient haben. Mein Gott, wir haben damals die Welt verändert. Das was wir heute haben wollten wir sicher nicht.

Deutschland ich verstehe dich nicht mehr.

Manfred[/quote]
´ -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ja Manfred ich kann Dich sehr gut verstehen.
Du bist 60 ich 53,wir haben einiges besser erlebt,was heute nicht mehr ist.
Ich stimme Dir zu,wenn Du schreibst ,wir sind ein Volk von Waschlappen.
Über Politik möchte ich mal gar nicht schreiben.
Waschlappen aus diesen Grund,weil wir vergessen haben uns zu wehren.
Weil wir nur noch mitgehen,folgen und nur an uns selber denken.
Wir sind satt und vollgefressen,zu faul uns zu bewegen.
Wir merken nicht,daß wir nur noch verarscht werden.
usw.......
Aber ist das alles nicht gewollt,oder liegt es daran,daß es ein System ist uns zufrieden zu stellen?
wer reißt heute noch das Maul auf,wenn 10 Andere gegen einen sind.?
Hat man überhaupt eine Chance als Minderheit etwas auszurichten?
Man muß gerade zu fanatisch sein,um gegen die Macht etwas auszurichten.
Das Volk ist nicht mehr das was es war.Das ist mal Tatsache.
Und wenn sich einer aufmuckt ,bist Du Aussenseiter.
zusammenhalt ist fremd geworden.
Was tut man dagegen?
Ich weiß es.
Leben ,so,daß ich niemand schade und mir keiner schadet.
Unser Oasenmitglied Ohlew (*29.06.1958) ist am 27.10.2012 verstorben.
Das Oasenteam

5

Montag, 1. August 2011, 19:20

Zitat

Und wenn sich einer aufmuckt ,bist Du Aussenseiter.
zusammenhalt ist fremd geworden.


Zum ersten Satz: Da sieht man in Stuttgart gerade anderes, wobei mir das schon viel zu weit geht, weil längst niemand mehr der anderen Seite zuhört - aber in der eigenen Gruppe gibt es Zusammenhalt.
Und ganz allgemein habe ich zwar durchaus schon erlebt, dass es selbst in angeblichen Freundeskreisen an Zusammenhalt mangeln kann, umgekehrt aber auch gelernt, dass es immer wieder Menschen gibt, die zueinander stehen. Auch wenn es tausend Gegenbeispiele gibt, versuche ich, mir einen positiven Blick auf die Welt zu bewahren.

Ohlew

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6

Montag, 1. August 2011, 19:32

@Shrew,ich hab die Allgemeinheit kritisiert und nicht einzelnen Gruppen,die versuchen zusammen zu halten.
"Minderheiten" und "Randgruppen",haben aber keine Chance gegen das allgemeine Volk.
Deshalb bleibe ich in einer Gruppe und seile mich gegen die Allgemeinheit ab.
Und somit lebe ich für mich positiv.
Unser Oasenmitglied Ohlew (*29.06.1958) ist am 27.10.2012 verstorben.
Das Oasenteam

7

Montag, 1. August 2011, 19:41

Auch ich habe nicht von einzelnen Gruppen gesprochen, sondern wollte lediglich die plakative, verallgemeinernde Aussage, Zusammenhalt sei fremd geworden, so nicht stehen lassen. Und überhaupt, wer ist das denn, die "Allgemeinheit"? Wodurch zeichnet sie sich aus? Besteht sie nicht vielmehr auch wieder aus unzähligen Gruppen und Untergruppen? Der Begriff ist so furchtbar abstrakt...

Ohlew

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8

Montag, 1. August 2011, 19:46

Also gut,dann Zusammenhalt des übrigen Volkes bzw.der Mehrheit,die satt und vollgefressen sind,sind mir fremd geworden.Shrew gut so?
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9

Montag, 1. August 2011, 19:56

Also mit Somalia mag ich unser Deutschland wirklich nicht vergleichen. Und ich habe da auch so meine Probleme mit. Soll man also zufrieden sein, bis wir diese Verhältnisse haben?

Ich finde aber das auch, dass nicht so viel schief läuft. Und wenn sich jeder an seine eigene Nase packt, hatte er/sie nicht auch den Traum durch Aktien reich zu werden und dachte welch ein Spießer das doch ist, wenn jemand nur ein Sparbuch hatte? Dachte da nicht plötzlich jeder nur noch an Aktienkurse und fand Entlassungswellen ok, wenn dadurch der eigene Gewinn gesteigert wurde. Und als dann das Geld futsch war sollte der Staat es regeln.

Sicherlich ist die Mindestlohndebatte und der Hintergrund (die Niedriglöhne) ein sehr aktuelles Thema, das uns auch noch eine Zeit beschäftigen wird. Und auch hier, wer geht zum 10-Euro Frisör, wer kauft in Läden ein, die bekanntermaßen schlechte Arbeitsbedingungen haben? Auch ich spreche mich nicht von allem frei. Aber was hilft hier demonstrieren gegen die Politik?

Und zu den Gewerkschaften. Sie gestalten auch heute noch ganz wesentlich die Löhne in Deutschland. Vielleicht anders als früher. Aber einige Strategien, die sie gerade in den 80er Jahren gefahren sind, waren nicht zulässig.

Deutschland ist nach meiner Auffassung immer noch ein Staat in dem man, egal aus welcher Gesellschaftsschicht man kommt, die Chance hat was aus seinem Leben zu machen. Und es ist ein Staat, der Leute auffängt, die genau dazu zeitweilig nicht in der Lage sind.

10

Montag, 1. August 2011, 20:00

Zitat

Also mit Somalia mag ich unser Deutschland wirklich nicht vergleichen. Und ich habe da auch so meine Probleme mit. Soll man also zufrieden sein, bis wir diese Verhältnisse haben?

Nein, natürlich nicht, du hast Recht, der Vergleich war ungeschickt, ich finde nur eben, dass wir eine mehr als ausreichende soztiale Absicherung haben und wollte dies verdeutlichen. Wirklich vergleichen kann man es aber eigentlich nicht, da hast du Recht.

Zitat

Deutschland ist nach meiner Auffassung immer noch ein Staat in dem man, egal aus welcher Gesellschaftsschicht man kommt, die Chance hat was aus seinem Leben zu machen. Und es ist ein Staat, der Leute auffängt, die genau dazu zeitweilig nicht in der Lage sind.

Genau so sehe ich das auch!

Merlin

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11

Montag, 1. August 2011, 20:20

Das einzige was mir zu diesem Posting einfällt ist ein Elternabend 1973.
Weil alle Eltern und alle Kinder der Klasse anwesend waren, der neue, moderne Elternabend in der nicht so großen Aula der Schule. Offen Diskutieren.
Die Diskussion ging und das Verhältnis, das Verständigen zwischen uns Schülern und und unseren Eltern.
Und plötzlich steht Erwins Vater auf und pöbelt in die Diskussion.
"Früher war alles besser, alles anders"!
Und stehe auf und rufe ihm entgegen: "Früher, da hatten wir auch einen Kaiser"!
Und dann lachte die Aula.
Ich wollte nicht, dass sie lachen, das war kein Witz.
Meine Lehrerin schwenkte dann ein und gab mir die Möglichkeit, meinen Gedanken zu erklären.
Das ich keinen Witz machen wollte haben die Eltern dann geschnallt, dass wir keinen Kaiser mehr haben nur halbherzig. :angler:
Weiß ich nicht, hab' ich keine Ahnung von .....

joeCool

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12

Montag, 1. August 2011, 21:17

Verallgemeinerungen sind natürlich immer nur die halbe Wahrheit.

Fakt ist aber das die Berufswelt sich notwendigerweise(?) gewandelt hat.
Lohndrückerei auf Seiten der Arbeitgeber steht ein Duckmäusertum auf Arbeitnehmerseite gegenüber.
Letzteres resultiert aus einem Ungleichgewicht der Kräfte.
Wer nur einen Zeitvertrag hat oder Leiharbeiter ist, der muss die Klappe halten und etliche Kröten schlucken.
Meine jungen Kollegen kennen schon gar nicht mehr selbstbewusstes Auftreten gegenüber der Geschäftsleitung.
Bei ihnen ist es die kurze Betriebszugehörigkeit, die sie schnell zur Dispositionsmasse macht.
Sie zuckten zusammen, als ich einen Anwalt bemühte, weil man mir grundlos Sachen aus meinem Arbeitsvertrag streichen wollte.

Die Verantwortung für diese Situation liegt ganz klar bei der Politik, sie hat den Rahmen dafür geschaffen.
In den letzten 25 Jahren wurde konsequent von unten nach oben verteilt unabhängig davon wer an der Regierung war.
Zahlmeister ist die Mittelschicht und die Profiteure des Ganzen nennt man dann Leistungsträger.
Die Politik exekutiert nur noch Vorgaben aus Industrie und Handel und verliert ihre Glaubwürdigkeit.

Es gibt aber auch noch Hoffnung.
Zunehmend interessiert sich die junge Generation wieder mehr für Politik.
Immer noch werden Hexen verbrannt auf den Scheiten der Ideologien.
Irgendwer ist immer der Böse im Land
und dann kann man als Guter und die Augen voll Sand,
in die heiligen Kriege ziehen.

Konstantin Wecker

13

Montag, 1. August 2011, 21:27

Zitat

Es gibt aber auch noch Hoffnung.
Zunehmend interessiert sich die junge Generation wieder mehr für Politik.

Das stimmt, und viele sind auch bereit, sich zu engagieren, teils in Parteien, teils in Verbänden, teils anderswo und auch gegen alle Widerstände, auch wenn es vielleicht "uncool" sein mag. Ich weiß selbst, wie schwer es ist, dazu zu stehen, dass man sich politisch engagiert, viele haben dennoch den Mut und lassen ihn sich auch nicht nehmen, wenn man sie als Karrieristen bezeichnet. Und auch in anderen Bereichen gibt es viel Engagement - allein in der Sozialen Stadt haben sich so viele Menschen zusammengetan, Projekte wie Big Brothers Big Sisters finden immer wieder engagierte Mentoren, und es gibt Consultingfirmen, die ihre Mitarbeiter grundsätzlich einmal im Jahr zum helfen in die Vesperkirche nach Stuttgart schicken - damit sie Kontakt zu den Menschen haben, denen es richtig schlecht geht. Es gubt viele positive Beispiele, man muss nur hinsehen.

Michael8

unregistriert

14

Montag, 1. August 2011, 22:19

Es hat über 200 Jahre gedauert, bis die Arbeiter mit funktionierenden Gewerkschaften eine wirkungsvolle Kampfkraft entwickelten, die für angemessene Löhne sorgte. Das kam letzten Endes auch den Unternehmern zugute (Markterweiterung).

Mit der Entmachtung nationaler Arbeiterorganisationen durch Globalisierung sind Banken und Unternehmen wieder - wortwörtlich - ausser Kontrolle geraten. Die Ergebnisse liegen auf der Hand. Wie die neuen Kampfformen der Benachteiligten aussehen werden, weiss ich nicht. Vielleicht sind die NGOs die ersten Keime dazu. Aber es muss und wird etwas kommen.

Gerade Griechenland liefert ein Musterbeispiel. Die Banken haben sich von der EZB Geld geliehen zu ca 1% und es als Staatsanleihe zu 8-15% weiter verliehen! Auf Kosten Griechenlands sind sie fett geworden. Dazu kommt: Wenn Deutschlands Aussenhandelsbilanz seit Jahren exportlastig ist, geht es doch gar nicht anders, als dass andere Länder sich bei uns verschulden. Unser Wohlstand und die Krisen der südlichen EU-Länder sind 2 Seiten derselben Medaille.
Das sind die wahren Ursachen der Griechenlandkrise, nicht die dort gewiss auch vorhandene Korruption und Sozialleistungshinterziehung, die von unserer Kanzlerin wider besseres Wissen als Hauptgrund kolportiert und - auch hier! - fromm nachgebetet wird!

Horst

Wellness-Spanker

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15

Montag, 1. August 2011, 22:20

Hallo,

da fällt mir ein Song von den toten Hosen ein.
... Und heute können wir wählen zwischen SPD und CDU, zwischen RTL und ZDF, zwischen Pepsi oder Coke...

Horst
Komm Du Schöne, komm in den Garten mit den schwarzen Rosen.

16

Montag, 1. August 2011, 22:44

Gerade Griechenland liefert ein Musterbeispiel. Die Banken haben sich von der EZB Geld geliehen zu ca 1% und es als Staatsanleihe zu 8-15% weiter verliehen! Auf Kosten Griechenlands sind sie fett geworden. Dazu kommt: Wenn Deutschlands Aussenhandelsbilanz seit Jahren exportlastig ist, geht es doch gar nicht anders, als dass andere Länder sich bei uns verschulden. Unser Wohlstand und die Krisen der südlichen EU-Länder sind 2 Seiten derselben Medaille.
Das sind die wahren Ursachen der Griechenlandkrise, nicht die dort gewiss auch vorhandene Korruption und Sozialleistungshinterziehung, die von unserer Kanzlerin wider besseres Wissen als Hauptgrund kolportiert und - auch hier! - fromm nachgebetet wird!


Gerade die Einführung des Euros hat ja dazu geführt, dass alle Länder der Euro-Zone zu ähnlichen Konditionen Staatsanleihen herausgeben konnten. Zwischen 2003 und 2007 hast Du unter 4 Prozent für griechische Staatsanleihen bekommen, keine Bank der Welt hätte dort Griechenland einen Kredit für 8 Prozent aufs Augen drücken können (weil es ja eine deutlich günstigere Refinanzierung gab). Erst die unterschiedliche Entwicklung der nationalen Defizite und des überbordenden öffentlichen wie privaten Konsumverhaltens im Vergleich zur Wirtschaftskraft in den Rotweinstaaten (weil sie eben so günstig Geld bekommen haben und eine natürliche Bremse in Form höherer Zinsen bei Fehlverhalten lange nicht gegeben war durch die Gemeinschaftswährung) hat diese Schere eines Tages wieder zum Spreizen gebracht - oder anders ausgedrückt: Es sind die hausgemachten Probleme, mit denen die Rotweinstaaten derzeit kämpfen - nicht die bösen Banken sind schuld. Aber es ist ideologisch so einfach passend, es mal zu behaupten...

17

Montag, 1. August 2011, 22:46

Du bist 60 ich 53,wir haben einiges besser erlebt,was heute nicht mehr ist.
... und was schlechter war, blenden wir einfach aus.

Mir passen auch einige Dinge nicht, dennoch fühle ich mich sehr wohl in diesem Land.

Mit diesem pauschalen "Alles ist Sch...-Getue" kann ich mich ohnehin nicht anfreunden.

18

Montag, 1. August 2011, 22:56

Zitat


Mir passen auch einige Dinge nicht, dennoch fühle ich mich sehr wohl in diesem Land.

Mit diesem pauschalen "Alles ist Sch...-Getue" kann ich mich ohnehin nicht anfreunden.


Das kann ich so vollauf unterschreiben!

Ohlew

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19

Montag, 1. August 2011, 23:15

Ja klar Falke,daß so ne Bemerkung kommen muß und das von Dir,hätte ich mir denken können.
Vielleicht wäre es besser ,wenn Du deutlicher schreiben würdest
Z.B.was war schlechter.
Ich denke da mal an meine Kindheit zurück.
Sie war schlecht.
Aber was ist heute besser?
Verwöhnte Erziehung und jegliche Selbstständigkeit verlieren,so das manche erwachsene Kinder noch bei Mama wohnen?
Frühere Jugend,wo ich mit 14 schon hart arbeiten mußte auf den Bauernhof und im Kuhstall bei scheißenden Kühen,mein Vesper essen mußte.
Heute Jugendliche,die nicht mal wissen,was Arbeit überhaupt ist?
Erwachsen zu werden bzw zu sein ,bedeutete früher.Arbeit und Geldverdienen,Stolz zu sein auf eigen erschafftes Eigentum.
Heute arbeitsscheu und Schulden machen,um sich überhaupt etwas anschaffen zu können.
Ich wollte das früher nicht für heute tauschen wollen.
Es kann nur gedeihen was man sät.
Heute wächst nichts mehr.Nur noch -ja genau Scheiße.
Falke es ist mir egal,wie Du meine Worte auffasst und wenn Du meinst es ist Scheißgetue.
Anfreunden brauchst Du Dich damit nicht.
Aber bitte laß eins.Mich halt aus den Spiel.
Unser Oasenmitglied Ohlew (*29.06.1958) ist am 27.10.2012 verstorben.
Das Oasenteam

20

Montag, 1. August 2011, 23:25

Öhm, ich möchte auf den Unterschied zwischen "Alles ist Sch...Getue" und "Sch...getue" hinweisen, der besteht nämlich durchaus. Und doch bitte nicht persönlich werden. Ich habe das bisher alles eher als allgemeine Aussagen aufgefasst, muss doch nicht auf die persönliche Ebene gezogen werden, Ruhe bewahren wäre ganz gut, finde ich. Und nicht jeder wird verwöhnt erzogen. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, meine Mutter hat teilweise von Sozialhilfe gelebt, sich aber immer so schnell wie möglich wieder einen Job gesucht, mein Bruder, 8 Jahre jünger, hat nach der Schule eine Ausbildung und dann eine Weiterbildung gemacht und ist im Großhandel Abteilungsleiter. Mein Mentorenkind, 10, ist nicht verwöhnt, sondern arbeitet viel für die Schule und weiß bereits jetzt, dass sie für ihre Ziele arbeiten muss. In vielen Gruppen, in denen ich war, gab es junge Menschen, die sich freiwillig engagieren, richtig intensiv für andere einsetzen und ebenfalls nicht verwöhnt sind. Das sind nur Beispiele aus meiner persönlichen Arbeitswelt, es ließen sich weitere finden. Nur das Negative ohne das Positive zu sehen ist meines Erachtens eine ebenso eingeschränkte Sichtweise wie das Gegenteil. Ich würde auch weder sagen wollen, dass früher alles besser war noch dass heute alles besser sei. Fakt ist, dass heute vieles anders ist. Für manche ist das gut, für andere schlecht. Zielstrebigen Charakteren bietet das moderne Leben mit seinem vielfältigen Möglichkeiten zahlreiche Chancen, weniger zielstrebigen Menschen käme ein weitgehend vorgezeichneter Lebensweg, wie es ihn früher einmal gab, vermutlich eher entgegen. Jede Medaille hat zwei Seiten, nahezu alles ist ambivalent.

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